Wien-Wahl - Riesenjubel mit selbstkritischen Tönen bei der SPÖ

Wien (APA) - Riesenjubel, „totale Erleichterung“ und Euphorie, aber auch ein paar selbstkritische Töne prägten die Wahlparty der SPÖ am Sonn...

Wien (APA) - Riesenjubel, „totale Erleichterung“ und Euphorie, aber auch ein paar selbstkritische Töne prägten die Wahlparty der SPÖ am Sonntagabend im Festzelt in der Löwelstraße. Während die meisten Genossen hüpften, klatschten und es selbst kaum glauben konnten, forderte Bürgermeister Michael Häupl ein „energisches Nachdenken“, ob die derzeitige sozialdemokratische Politik das „Nonplusultra“ sei.

Zunächst war aber erst einmal feiern angesagt: Genossen fielen sich in die Arme, Gruppenselfies wurden geschossen und der eine oder andere Stadtrat wurde beim ausgelassenen Shaken gesichtet. Ohrenbetäubenden Applaus erntete dann - als „Bürgermeister der Herzen“ angekündigt - Michael Häupl, der gemeinsam mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und einigen Ministern einzog. „Michi Häupl, Bürgermeister“ - lautete der Sprech- und Hüpfchor, der zunächst von einigen begonnen, schließlich auf große Teile des voll gefüllten Zelts übersprang.

Dieser nutzte die Gelegenheit dann auch gleich, um sich bei allen zu bedanken: „Schön hier bei euch zu sein!“, rief er. „Wir haben jene in die Schranken gewiesen, die sich schon als Eroberer des Rathauses gesehen haben“, meinte er in seiner Rede. Von Strache und seinen Bürgermeisterambitionen wäre schon jetzt nichts mehr zu sehen: „Und er ist auch schon wieder fort, wahrscheinlich geht‘s schon wieder nach Ibiza“, so Häupl.

Nach den Dankesworten schlug der Bürgermeister jedoch durchaus selbstkritische Töne an: „Dieses Wahlergebnis ist auch ein Auftrag an uns, ganz energisch darüber nachzudenken, ob das, wie wir die politische Arbeit der Sozialdemokratie machen, wirklich das Nonplusultra ist, oder ob wir doch da oder dort noch etwas besser machen können“, meinte er und erntete selbst hier Applaus. Denn man habe schon den einen oder anderen Beschluss gefasst, sich über seine Großartigkeit gefreut, ihn aber dann nicht umgesetzt, konstatierte er. „Nächstes Mal könnte es sein, dass es nicht mehr so geht“, gab er zu bedenken.

Man müsse mehr rausgehen, mit den Menschen sprechen und ihre Sorgen und Ängste ernst nehmen, betonte er. „Was nicht heißt, dass wir allen nach dem Mund reden“, stellte er klar. Nun habe man sich aber erst einmal ein schönes Fest verdient, auch wenn die Arbeit gleich morgen weitergehe, meinte der Bürgermeister, was ihm erneut riesigen Applaus einbrachte. Zu „An Tagen wie diesen“ von den Toten Hosen schunkelte und klatschte dann selbst Häupl.

Noch während der ersten Umfrageergebnisse war die Stimmung im Zelt „nicht so toll“, wie ein Funktionär der APA berichtete. Spätestens bei der ersten Hochrechnung war dieses Stimmungstief allerdings vorbei - und auch nach dem vorläufigen Endergebnis waren die Zentner spürbar, die den diversen Wahlkämpfern von den Herzen fielen. „Haltung zeigen und kämpfen wie Sau zahlt sich aus“, meinte etwa Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zur APA.

Denn mit so einem deutlichen Abstand hatte niemand mehr so wirklich gerechnet, wie einhellig beinahe alle Zeltbesucher bekannten. „Ich hab nicht mehr dran geglaubt“, meinte ein Genosse. „Noch heute in der Früh hab ich mir gedacht ‚Bist du deppert‘.“ Einen ähnlichen Gedanken könnte auch Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler gehabt haben, dem die undankbare Aufgabe zugefallen war, die erste Umfrage, die ein deutlich schlechteres SPÖ-Ergebnis gezeigt hatte, zu kommentieren.

„Im Nachhinein war es eine sehr dankbare Aufgabe, weil ich war mir sicher, dass wir vorne sind“, so Niedermühlbichler. „Vom Gefühl her“ sei er sich immer sicher gewesen, auch wenn einen die eine oder andere Umfrage nachdenklich gestimmt habe. Mit diesem Ergebnis könne er nun aber „sehr gut leben“. Nun müsse man aber „ein neues Kapitel aufschlagen“, meinte auch der Wahlkampfmanager. „Um den Menschen, die derzeit glauben, dass sie durch die FPÖ besser vertreten sind, zu zeigen, dass die Sozialdemokratie das besser kann.“

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