Südamerika in Salzburg: „Carmen“ feierte Premiere im Drogenkrieg

Salzburg (APA) - Allzu gerne setzen Regisseure auf der ganzen Welt Georges Bizets Werk „Carmen“ im Spanien der Franco-Zeit an. Andreas Gerge...

Salzburg (APA) - Allzu gerne setzen Regisseure auf der ganzen Welt Georges Bizets Werk „Carmen“ im Spanien der Franco-Zeit an. Andreas Gergen verlegte die Handlung dagegen für das Salzburger Landestheater ins Südamerika der Gegenwart und schöpft die Räumlichkeiten der Felsenreitschule voll aus. Sonntagabend war Premiere.

Gestapelte Container, gelangweilte Soldaten und Drogen. Es ist eine harte Welt, in der die Titelheldin Carmen versucht, sich ihre Freiheit zu bewahren. Auch wenn die Bandenkriege der Drogenkartelle Mexikos momentan aus den allabendlichen Nachrichten verschwunden sind, ausgefochten sind sie deshalb nicht. Der Tod (Walter Sachers) lauert an allen Ecken, und Peter J. Davison bietet ihm in seinem Bühnenbild genügend Möglichkeiten, um sich zu verstecken.

Nicht zuletzt wegen der guten Einbindung des Chores in die Handlung, ist auf der Bühne immer etwas los. Schon der Komponist selbst hatte damals die darstellerischen Möglichkeiten der Chorsänger erkannt und sie mit größeren darstellerischen Aufgaben betraut. Der Chor und Extrachor der Salzburger Landestheaters sowie der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor reihen sich hier also in beste Bizet-Tradition ein. Auch das Ballett des Salzburger Landestheaters unterstreicht die Handlung mit lateinamerikanischen Tanzelementen schlüssig (Choreografie: Peter Breuer).

Mit ihrem warmen und dunklen Timbre ist Oksana Volkova nicht nur stimmlich eine authentische Besetzung. Ihre Carmen ist eine Frau, die sich neben Sexappeal auch mit Bestimmtheit durchsetzen kann. Eine unglaublich starke Micaela gibt Elena Stikhina, die die Größe der Felsenreitschule ohne Mühen mit ihrem klaren Sopran füllt. Andeka Gorrotxategi ist daneben fast schon ein braver Don Jose, der aber eine saubere gesangliche Leistung liefert. Zu Zachary Nelson als Escamillo, Raimundas Juzuitis als Zuniga und Elliot Carlton Hines als Morales/Dancairo bleibt zu erwähnen, dass hier ebenfalls solide gesungen und gespielt wird.

Großes Lob verdient die Musikalische Leiterin Mirga Grazinyte-Tyla, die die Sänger mit dem Mozarteumorchester Salzburg durch alle Unwege trägt, Gefühl für schmissige Momente beweist und die Akustik optimal ausfüllt.

(S E R V I C E - „Carmen“, Oper in drei Akten von Georges Bizet, Libretto von Henri Meilhac & Ludovic Halevy. Salzburger Landestheater. Musikalische Leitung: Mirga Grazinyte-Tyla, Inszenierung: Andreas Gergen, Bühne: Peter J. Davison. Kostüme: Conny Lüders, Choreinstudierung: Stefan Müller, Dramaturgie: Svenja Gottsmann. Auf der Bühne: Zuniga - Raimundas Juzuitis, Don Jose - Andeka Gorrotxategi, Escamillo - Zachary Nelson, Morales/Dancairo - Elliott Carlton Hines, Remendado - Franz Supper, Frasquita - Laura Nicorescu, Mercedes - Rowan Hellier, Carmen - Oksana Volkova, Micaela - Elena Stikhina, Tod - Walter Sachers. Chor und Extrachor des Salzburger Landestheaters, Mitglieder Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor; Tänzer: Ballett des Salzburger Landestheaters; Orchester: Mozarteumorchester Salzburg. Nächste Vorstellungen: 21., 23., 26., 30., Oktober sowie am 3., 5., 7., 10. und 14. November. Karten: 0662 / 87 15 12-0, www.salzburger-landestheater.at)