Weltweit 1,25 Millionen Verkehrstote - Afrika am gefährlichsten

Genf/Wien (APA/dpa) - Die Zahl der Verkehrstoten ist weltweit trotz der Zunahme von Fahrzeugen seit Jahren konstant. Seit 2007 kommen jährli...

Genf/Wien (APA/dpa) - Die Zahl der Verkehrstoten ist weltweit trotz der Zunahme von Fahrzeugen seit Jahren konstant. Seit 2007 kommen jährlich 1,25 Millionen Menschen durch Unfälle ums Leben, wie aus einer am Montag in Genf veröffentlichten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervorgeht. Der seit Jahren vorhergesagte Anstieg der Todesfälle im Straßenverkehr sei nicht eingetreten, so die WHO.

Anstrengungen für mehr Verkehrssicherheit würden offenbar Früchte tragen. Doch in Ländern, die dafür kein Geld haben, gibt es viel mehr Verkehrstote als in reichen Staaten. Die Kluft zwischen armen und reichen Ländern wird beim Vergleich der Statistik der Verkehrstoten pro 100.000 Einwohner besonders deutlich: Im hochmotorisierten Deutschland waren es im Jahr 2013 laut WHO-Bericht 4,3, in Österreich im Schnitt 5,4 Tote pro 100.000 Einwohner. Im westafrikanischen Liberia hingegen 33,7 - gemessen an der Einwohnerzahl also fast acht Mal so viele Todesopfer, obwohl sich dort viel weniger Menschen ein Auto leisten können.

„Der Tribut, den tödliche Verkehrsunfälle fordern, ist inakzeptabel hoch - besonders unter armen Menschen in armen Ländern“, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan zur Veröffentlichung des dritten „Weltberichts zur Sicherheit im Straßenverkehr“. Sie verzeichnet gegenläufige Trends: Obwohl immer mehr Autos und Motorräder zugelassen werden, gelang es in 79 Ländern, die Zahl der Verkehrstoten zu senken. In 68 meist einkommensschwachen Staaten stieg sie jedoch. Vor allem dort müsse mehr getan werden, um allgemein anerkannte Sicherheitsstandards durchzusetzen.

Seit Jahren sind laut WHO Fußgänger, Fahrrad- und Kradfahrer im Straßenverkehr am stärksten gefährdet - sie machen die Hälfte aller Unfalltoten aus. Dennoch würden vielerorts beim Straßenbau allein die Bedürfnisse des Autoverkehrs berücksichtigt, kritisierte Chan.

Die größten Erfolge verbuchen laut WHO jene Länder, die strenge Verkehrsregeln durchsetzen sowie Straßen und Fahrzeuge sicherer gemacht haben. So sind mittlerweile in 105 Staaten Sicherheitsgurte für alle Insassen eines Autos gesetzlich vorgeschrieben. 47 Staaten setzen Geschwindigkeitsbegrenzungen von maximal 50 Stundenkilometern in bewohnten Gebieten durch. Promille-Grenzen gibt es in 34 Ländern, Helmpflicht für Kradfahrer in 44, und in 54 Ländern Vorschriften für Kindersitze.

„Dank strengerer Gesetze und einer besseren Infrastruktur ist heute fast eine halbe Milliarde Menschen besser vor Verkehrsunfällen geschützt als noch vor einigen Jahren“, sagte New Yorks früherer Bürgermeister Michael Bloomberg, dessen Medienunternehmen die Finanzierung der Studie unterstützt hat. Doch es müsse noch viel mehr getan werden. „Jeder Verlust eines Menschenlebens in einem Verkehrsunfall ist eine Tragödie, die vermeidbar gewesen wäre.“

Rund 90 Prozent der weltweit 1,25 Millionen Todesfälle im Straßenverkehr ereignen sich laut WHO in Ländern mit geringen bis mittleren Einkommen, auch wenn dort nur 54 Prozent aller Fahrzeuge unterwegs sind. „Afrika ist weiterhin die Region mit der höchsten Rate an Verkehrstoten, während sie in Europa am niedrigsten ist.“

Zu den „Klassenbesten“ unter den europäischen Ländern gehören Schweden (mit 2,4 Verkehrstoten auf 100.000 Einwohner), die Schweiz (3,3), die Niederlande (3,4) und Spanien (3,7). Mehr Unfalltote als in Österreich (5,4) gab es laut der Studie unter anderem auf den Straßen Italiens (6,1) sowie Griechenlands (9,1) und Polens (10,3). In China fielen dem Straßenverkehr 2013 statistisch gesehen 18,8 von 100.000 Einwohnern zum Opfer, in den USA waren es 10,6.

In Österreich wird für heuer erstmals seit Jahren wieder ein Anstieg der Zahl der Verkehrstoten erwartet. Bis 18. Oktober starben hierzulande insgesamt 392 Menschen im Straßenverkehr. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 360, 2013 starben bis Mitte Oktober insgesamt 377 Menschen.