Kritik

Fijuka: Der Sonnenkönig am Mond

© seayou Records

Das bayerisch-österreichische Pop-Duo „Fijuka“ ist von seiner Mission durch versponnene Glitzerwelten zurück und hat das Album „Use My Soap“ mitgebracht.

Von Silvana Resch

Innsbruck –Mit goldenen Leggings hatte das deutsch-österreichische Pop-Duo Fijuka beim p.m.k. Straßenfest ordentlich Glamour in die überfüllte Bude gebracht. Zur perfekt gestylten Oberfläche mit haarlackhartem Haar wird nun die perfekte Pop-Platte nachgereicht. „Use My Soap“ heißt der Nachfolger des 2013 erschienenen Debüts „Fijuka“, das um einiges reduzierter klang.

Waren Ankathie Koi (Vocals, Synths) und Judith Filimónova (Vocals, Bass) bei den Aufnahmen zum Debüt noch zu zweit, so standen sie diesmal zu viert im Aufnahmestudio – nicht in irgendeinem schäbigen, irgendwo zwischen Wien oder Burghausen (den österreichischen und bayerischen Herkunftsorten der beiden Musikerinnen), sondern, wie es sich geziemt, in den legendären Londoner Dean Streets Studios, wo bereits T. Rex, David Bowie oder Thin Lizzy aufgenommen haben. Schließlich haben sich die beiden nicht nur in einem Seminar über Frauen in der Popmusik kennen gelernt, sie haben auch Musik studiert. Gekonnt schraubt sich Ankathie Kois Gesang nun etwa in der Single „Ca Ca Caravan“ zu Frequenzen hoch, die wohl auch Lieutenant Uhura entzückt hätten. Fijuka liefern zu ihren instrumental herrlich dick aufgetragenen Stücken auch herrlich überzeichnete Videos. Und in „Ca Ca Caravan“ geht es ab in den Weltraum, vorbei am Mond, wo sie als „Judy Jupiter“ und „Caty Cosmos“ schnell ein paar Planeten vor der bösen Schlangenfrau retten müssen. Bunt-grelle, himmelhochjauchzende Unterhaltung ist die Mission der beiden und dazu gehören auch ordentlich versaute Texte. So etwa im titelgebenden Stück des Albums „Use My Soap“. Der Charme der etwa 80-jährigen Verführerin, die sich einen jugendlichen Liebhaber krallt, ist tödlich. In Textzeilen wie „No one can flee from me“ klingt hier ein ganzes 80er-Jahre-Trash-Film-Universum an – auch wenn die Nummer zu Zeiten des französischen Sonnenkönigs spielt. Musikalisch haben die zwei Spaceshuttle-Heldinnen indes großen Spaß an den 80er-Jahren, live covern sie gerne Kate Bush – und an diese erinnern sie in guten Momenten ein wenig. Vermeintlich düster eröffnet indes die Nummer „Dark Day“ die neue Platte, doch auch hier wird die Dunkelheit zum Glitzern gebracht, denn der Song handelt von einer Frau, die sich über die nahende Apokalypse freut – weil es ihr „urscheiße geht“, wie Fijuka in einem FM4-Interview erklärten. Ob das von prächtigen Locken umrahmte Augenzwinkern reicht, um als weiblicher Gegenentwurf zu einer perfekt ausstaffierten Wiener-Strizzi-Italo-Schlager-Bussi-Welt durchzugehen, darf bezweifelt werden.

Die eingängig-experimentellen Songs auf „Use My Soap“ und die hübschen Balladen wurden diesmal richtig ausproduziert – ganz so, wie es sich die beiden gewünscht haben. Beim Londoner Abenteuer waren Schlagzeuger Ivo Thomann (Nowhere Train), Keyboarder Patrick Stürböth (Powernerd) und Produzent Alex Beitzke mit von der Partie. Live sind Fijuka am 5. November in Feldkirch zu erleben. Vielleicht geben sie ja wieder ein Bruce-Spring­steen-Cover zum Besten.