ÖBIB-Chefin: Geld für Telekom-Kapitalerhöhung wäre leicht zu besorgen

Wien (APA) - Falls nötig, wäre für die Republik Österreich das Geld für eine Telekom-Austria-Kapitalerhöhung sehr rasch am Markt aufzutreibe...

Wien (APA) - Falls nötig, wäre für die Republik Österreich das Geld für eine Telekom-Austria-Kapitalerhöhung sehr rasch am Markt aufzutreiben - zu entscheiden ob man das wolle, sei aber Aufgabe der Politik, sagte Martha Oberndorfer, Chefin der Staatsholding ÖBIB, am Montag. Wiederholt wurde in den vergangenen Monaten darüber spekuliert, dass bei der TA zur weiteren Expansion eine Kapitalerhöhung notwendig sei.

Sowohl die Mexikaner - Mehrheitseigentümer America Movil (Amov) kontrolliert 59,7 Prozent -, als auch das Finanzministerium in Wien hielten sich bisher zur Kapitalerhöhungs-Frage aber bedeckt. Umgekehrt hatte es in Medienberichten zuletzt auch geheißen, Amov habe Appetit auf den via ÖBIB gehaltenen TA-Staatsanteil von 28,42 Prozent, was der Republik bei einer Veräußerung rund 900 Mio. Euro bringen könnte. Ein Verkauf des Staatsanteils an der Telekom Austria sei nicht geplant, hieß es aber am Freitag aus dem Finanzministerium zum „Kurier“ (Samstag-Ausgabe).

ÖBIB-Generalsekretärin Oberndorfer sagte am Montag, aktuell habe sie von der Regierung keinen Auftrag zu privatisieren oder Anteile zu erwerben. Zu einem möglichen TA-Ausstieg der Republik könne sie nichts sagen, „es ist ein Gerücht, das ich nicht untermauern kann“. Die Entscheidung ob man bei einer allfälligen TA-Kapitalerhöhung mitziehe - also Geld dafür locker macht - treffe nicht die ÖBIB-Geschäftsführung, betonte sie. Sie sei aber „sehr zuversichtlich, dass man sicher sehr geschwind am Markt das Geld besorgen kann, wenn man es braucht“. Oberdorfer legt auch Wert auf die Feststellung, dass die ÖBIB nicht auf das Recht verzichtet habe, den Telekom-CEO zu bestellen. „Wir haben nach wie vor das Recht, dass wir das jederzeit tun können.“ Und die Gewerkschaften im TA-Konzern hätten sich für eine Lösung, wie sie jetzt sei, ausgesprochen - Konzernchef ist seit August der gebürtige Argentinier Alejandro Plater. Den Österreich-Vorstand könne man aber nicht bestimmen, da es um eine TA-Tochter gehe.

Generell sei „Politik zu machen nicht Aufgabe der ÖBIB-Generalsekretärin“, lautet Oberndorfers Credo, die seit Anfang Juni die ÖIAG-Nachfolgegesellschaft Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH leitet. Sie sei lediglich die Portfolio-Managerin der Staatsanteile - neben der Telekom u.a. auch bei OMV (31,50 Prozent), Post (52,85 Prozent) oder der Casinos Austria AG (Casag; 33,24 Prozent). Das Gesamtportfolio der ÖBIB steht für über 35.000 Arbeitsplätze in Österreich und war Ende September 4,5 Mrd. Euro wert, seit 2003 wurden 2,6 Mrd. Euro an Dividenden eingenommen. Zum Vorstoß von Infrastrukturminister Alois Stöger (SPÖ), der vorige Woche zu verstehen gab, er könne das Beteiligungsmanagement besser vornehmen als die ÖBIB, habe sie sich „gedacht: aha. Denn ich weiß nicht welche Ziele das Beteiligungsmanagement dort hat“, so Oberndorfer: „Wir machen genau das, was im Gesetz steht. Und das machen wir sehr gut.“

Bei der Casag etwa habe die ÖBIB ihr strategisches Beteiligungsmanagement so eingebracht, dass dort seit Frühsommer eine Wertsteigerung von 40 Prozent gelungen sei. Bei der Casag muss man sich aus ihrer Sicht insbesondere die Auslandsaktivitäten des Glücksspielkonzerns anschauen. Denn „auf jedem Kontinent mit ein Bissl was“ vertreten zu sein, sei „schwer zu managen“. Sinn machten Auslandsbeteiligungen nur, wenn positive Beiträge zurückfließen, meinte Oberndorfer im Klub der Wirtschaftspublizisten - das lukrierte Steueraufkommen bleibe in der Regel aber vor Ort.

Dass die ÖBIB in der Casag-Hauptversammlung am 5. Oktober im Bieterstreit um weitere Anteile an den Casinos Austria der niederösterreichischen Novomatic den Vorzug vor einem Konsortium der tschechischen Milliardäre Jiri Smejc und Karel Komarek gegeben habe, hänge nicht mit „Inland versus Ausland“ zusammen, so Oberndorfer. Man habe nur das Vorkaufsrecht, das die Tschechen für den 16,8-prozentigen Casinos-Anteil der MTB Privatstiftung (Maria Theresia Bablik) geltend machen wollten, für bereits „erloschen“ gehalten, das hätten „namhafte Juristen“ gesagt. Wegen der massiven rechtlichen Unsicherheiten sei der Stopp der Veräußerung dieses Pakets an die Tschechen durch die ao HV „verantwortungsvoll“ gewesen.

Beim heimischen Öl- und Gaskonzern OMV sieht die ÖBIB-Chefin den Prozess zur Vorbereitung einer neuen Strategie auf einem guten Weg. Nach Angaben aus der OMV von vor zwei Monaten will der Konzern die Ergebnisse seiner Strategieüberprüfung Anfang 2016 präsentieren. Auch zur OMV will Oberndorfer die Strategie aber nur mit den Organen des Unternehmens und nicht mit der Öffentlichkeit diskutieren, wie sie betonte. Zum Vertrag mit dem Syndikatspartner der Republik, der IPIC, könne sie ebenfalls nichts sagen, da der Vertrag nicht öffentlich sei. Die International Petroleum Investment Company (VAE) hat ihren 24,9-Prozent-Anteil mit den 31,5 Prozent der ÖBIB syndiziert.

Die ÖBIB selbst müsse „effizient und schlank“ organisiert sein, das stehe auch im Gesetz, sagte Oberndorfer. Als sie in die Staatsholding gekommen sei, habe sie „16 Mitarbeiter und sechs Bereichsleiter“ vorgefunden - da liege es auf der Hand, dass Maßnahmen zu setzen gewesen seien. Unter Ausnutzung etwa von natürlichen Abgängen werde man mit zwölf Personen das Auslangen finden, auch gebe es zwei Prokuristen.

Zu ihrem Gehalt an der Spitze des republikeigenen Unternehmens wollte sich Oberndorfer, die früher die Oesterreichische Bundesfinanzierungsagentur OeBFA leitete, nicht äußern. Ihr Gehalt oder Gehaltsbestandteile sollten nicht öffentlich diskutiert werden, meinte sie.

~ ISIN AT0000720008 AT0000743059 WEB http://www.telekomaustria.com

http://www.omv.com

http://www.obib.co.at

http://www.casinos.at ~ APA307 2015-10-19/13:50