IHS wird Forschungszentrum für Wirtschaft und Sozialwissenschaft

Wien (APA) - Das Institut für Höhere Studien (IHS) steigt aus der Lehre aus und positioniert sich als Forschungszentrum für Wirtschaft und S...

Wien (APA) - Das Institut für Höhere Studien (IHS) steigt aus der Lehre aus und positioniert sich als Forschungszentrum für Wirtschaft und Sozialwissenschaften. Das hat das Kuratorium heute Montag beschlossen und zugleich den Chefposten frisch ausgeschrieben, der seit dem Abgang von Christian Keuschnigg interimistisch besetzt war. Bis April 2016 soll der neue Institutsleiter präsentiert werden.

Das IHS will weiter Wirtschaft, Politik und Soziologie kombinieren. Gerüchte, die Wirtschaftsforschung werde abgedreht, dementiert Interimschef Sigurd Höllinger entschieden. Gut 50 der rund 100 Forscher seien in dieser Disziplin zu Hause. Die Konjunkturprognose, für die das Haus in der Öffentlichkeit bekannt ist, soll ebenfalls weitergeführt werden, zugleich soll die Methodik verbessert werden. Man wolle nicht nur in wichtigen Journalen publizieren, sondern auch in der politischen Debatte eine Rolle spielen, definiert Höllinger das Ziel. Damit unterscheide man sich von Universitäten und Think-Tanks, die jeweils nur eines dieser Ziele anstrebten. Außerdem werde das IHS interdisziplinär in Teams arbeiten und die bisherige Struktur mit vier Abteilungen (Politikwissenschaft, Soziologie, theoretische Ökonomie, angewandte Ökonomie) auflösen.

Mögliche Themenfelder, auf die sich das IHS konzentrieren will, sind Regulierung und Integration in Europa, wirtschaftliche Dynamik und Nachhaltigkeit, Zukunft des Wohlfahrtsstaates, Gesundheit, Pflege, Pensionen, Familie, Zukunft der Hochschulen.

Für die Wahl des künftigen „Wissenschaftlichen Leiters“ soll von einer Auswahlkommission bestehend aus drei Wissenschaftern, je einem Vertreter der Hauptgeldgeber Finanzministerium und Nationalbank sowie Kuratoriums-Präsidenten ein Dreiervorschlag erstellt werden. Sollten sich die Wissenschafter einig sein, solle deren Reihung gelten, erläuterten die Präsidenten Heinrich Neisser und Caspar Einem vor Journalisten. Der neue Direktor soll habilitierter Wissenschafter bzw. Universitätsprofessor sein und nach Möglichkeit nicht nur in einem der drei Fachgebiete des Instituts Erfahrung haben. Die Arbeit an einer Universität darf er fortführen, dennoch werde ein Vollzeitdirektor gewünscht. Es wird aber nicht mehr ausdrücklich ein Ökonom gesucht, wie es bei der Bestellung Keuschniggs und seines Vorgängers Bernhard Felderer war. Der neue Direktor soll dann bei der Bestellung eines Generalsekretärs mitreden, der künftig für die administrative Leitung zuständig sein wird. Die Bewerbungsfrist für den wissenschaftlichen Leiter läuft bis zum 11. Jänner 2016.

Das IHS sei für die nächsten Jahre „durchfinanziert“, so Höllinger und habe ein Jahresbudget von rund 10 Mio. Euro. Die Hälfte komme von der öffentlichen Hand als Basisfinanzierung, den Rest muss sich das Institut über Aufträge selber erarbeiten.

Das Institut ist inzwischen von der Stumpergasse in eine neue Bleibe in der Josefstadt übersiedelt. Das Objekt wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) „sehr sehr günstig“ und unterhalb des Marktpreises angemietet, nachdem es vier Jahre leergestanden war, sagte Höllinger. Renoviert wurde mit Mitteln der BIG und des IHS. Noch gibt es 50 Studenten, ab Mitte 2017 werden es nur mehr Doktoranden geben. Am neuen Standort sollen dafür mehr Diskussionsveranstaltungen stattfinden.

Eine Baustelle ist auch das Statut des Vereins IHS, das aus dem Jahr 1963 stammt. Das Kuratorium will sich etwas zurücknehmen und „künftig nicht mehr alles entscheiden“, wie Caspar Einem im Gespräch mit Journalisten sagte. Das Kuratorium werde sich zu einer Art Aufsichtsrat weiterentwickeln und dabei auch verkleinert werden. Dafür wird es einen „Stakeholder-Ausschuss“ geben, über den die Geldgeber informiert werden. Entsprechende Änderungen wurden ebenfalls heute beschlossen.