Tschechien lockert Beschränkung des Braunkohle-Abbaus in Nordböhmen

Prag (APA) - Die tschechische Regierung hat am Montag beschlossen, die 1991 verhängte Beschränkung des Braunkohle-Abbaus in Nordböhmen zu lo...

Prag (APA) - Die tschechische Regierung hat am Montag beschlossen, die 1991 verhängte Beschränkung des Braunkohle-Abbaus in Nordböhmen zu lockern. Damals waren Gebietsgrenzen für den Kohleabbau definiert worden, um Städte und Gemeinden zu schützen, unter denen Kohle-Lagerstätten liegen.

Die tschechische Regierung hat heute bei ihrer Sitzung im nordböhmischen Usti nad Labem (Aussig) beschlossen, diese Limits teilweise aufzuheben, teilte Regierungssprecher Martin Ayrer mit. Das betrifft zunächst den Tagebau im nordböhmischen Bilina (Bilin), wo die Kohlevorräte außerhalb der Schutzgrenze auf 100 Mio. Tonnen geschätzt werden. Das Kohlebergwerk Bilina wird von der Bergbaugesellschaft Severocesk Doly betrieben, das zum teilstaatlichen Energiekonzern CEZ gehört.

Die Lockerung des Gebietsschutzes bedeute nicht, dass auch nur eine einzige Gemeinde oder ein Dorf wegen der Kohleförderung abgerissen werden müsse, wird seitens der Regierung betont. Man habe nämlich auch beschlossen, dass der Abbau der Braunkohle sich höchstens bis auf 500 Meter bewohnten Gebieten annähern darf. Die heutige Entscheidung werde den Abbau von Braunkohle bei Bilina bis 2055 ermöglichen, hieß es.

Aufrecht bleiben hingegen die bisher geltenden Grenzen für den Tagebau der CSA-Kohlemine bei Horni Jiretin (Ober Georgenthal).

Die Regierungssitzung wurde von zwei Demonstrationen begleitet. Auf der einen Seite forderten Hunderte Bergleute eine komplette Aufhebung der Gebiets-Limits für alle Tagebauten und protestierten dagegen, dass die Aufhebung nur Bilina betrifft. Auf der anderen Seite demonstrierten Dutzende Umweltschützer, die gegen jegliche Aufweichung der Förderbeschränkungen sind.

Braunkohle ist für Tschechien die wichtigste heimische Energiequelle. Zwar sinkt der Abbau allmählich, allerdings stammt immer noch fast die Hälfte des Stroms aus Braunkohle. Laut dem im Mai 2015 gebilligten Energie-Konzept solle der Anteil der Braunkohle an der tschechischen Stromproduktion auf 15 Prozent sinken. Braunkohle wird in Tschechien aber noch stark für die Wohnraum-Heizung verwendet.