Flüchtlinge - Lager bei Calais steht in Chemieunfall-Risikogebiet
Calais (APA/AFP) - Das unter dem Namen „Neuer Jungle“ bekannte Flüchtlingslager am Rande der nordfranzösischen Stadt Calais befindet sich au...
Calais (APA/AFP) - Das unter dem Namen „Neuer Jungle“ bekannte Flüchtlingslager am Rande der nordfranzösischen Stadt Calais befindet sich auf einem Risikogebiet für Chemieunfälle. Dies ergaben am Montag Nachforschungen der Nachrichtenagentur AFP in Unterlagen der Baubehörde der Region Nord-Pas-de-Calais.
Das Lager, dessen Einwohnerzahl sich in den vergangenen Wochen auf bis zu 6.000 Menschen in etwa verdoppelt hat, befindet sich demnach in der Nähe zweier Chemieanlagen, von denen ein „leicht“ bis „mittelmäßig“ erhöhtes Risiko ausgeht.
Die beiden Anlagen stehen rund 300 Meter vom Eingang des Lagers entfernt und fallen unter die sogenannte Seveso-Richtlinie der Europäischen Union. Diese nach dem Ort eines Chemieunglücks in den 1970er-Jahren in Norditalien benannte Richtlinie verlangt von den Mitgliedstaaten besondere Auflagen bei Bauvorhaben in der Nähe von potenziell gesundheitsgefährdenden Chemieanlagen. Den Unterlagen der Baubehörde zufolge besteht durch die Anlagen bei Calais Gefahr durch Brände, Explosionen und den Austritt gefährlicher Substanzen.
Zudem befindet sich das Flüchtlingslager in einem wegen der dortigen Artenvielfalt unter besonderem Schutz stehenden Gebiet, in dem bauliche Maßnahmen untersagt sind. Die Regierung plant indes, ab Ende Oktober zur besseren Unterbringung der Flüchtlinge Wohncontainer für rund 1.500 Menschen in dem Gebiet aufzustellen. Für diese müsste ein Teil des von einer Dünenlandschaft geprägten Areals zunächst eingeebnet werden, was jedoch laut den französischen Umwelt-Richtlinien nicht gestattet ist.
Das Lager „Neuer Jungle“ mit einer Ausdehnung von etwa einem halben Quadratkilometer entstand Anfang 2015 und wird von den Behörden toleriert. Die meisten der dort in selbst errichteten Unterkünften ausharrenden Flüchtlinge wollen weiter nach Großbritannien. Seitdem der Hafen von Calais und der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal aber massiv abgesichert wurden, ist dies kaum mehr möglich - deswegen ist das Lager in den vergangenen Wochen stark angewachsen.