Liberale Opposition gewann Parlamentswahl in Kanada

Ottawa (APA/dpa) - Bei den Parlamentswahlen in Kanada sind die Konservativen von Premierminister Stephen Harper abgewählt worden. Die opposi...

Ottawa (APA/dpa) - Bei den Parlamentswahlen in Kanada sind die Konservativen von Premierminister Stephen Harper abgewählt worden. Die oppositionellen Liberalen von Justin Trudeau erzielten ersten Prognosen zufolge mit über 170 der 338 Sitze die absolute Mehrheit im Parlament, wie mehrere Fernsehsender am Montagabend übereinstimmend berichteten.

Der 43-jährige Trudeau, ein Sohn des früheren Premierministers Pierre Trudeau, dürfte Harper damit nach neun Jahren an der Macht ablösen.

Ersten Ergebnissen zufolge holten die Liberalen alle 32 Parlamentssitze in den vier Atlantikprovinzen Neufundland und Labrador, Nova Scotia, New Brunswick und Prince Edward Island an der kanadischen Ostküste, wie es in den Fernsehberichten hieß. Auch in den wichtigen Provinzen Ontario und Quebec schnitten die Liberalen demnach gut ab. Harpers konservative Tories fuhren dagegen große Verluste ein und kommen im Abgeordnetenhaus nur noch auf rund hundert Sitze.

Die Liberalen hatten bereits in den letzten Umfragen vor der Wahl in Führung gelegen, nachdem es zuvor lange nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen hatte. Trudeau, der seit zwei Jahren Parteichef ist, hatte am letzten Wahlkampftag „nicht nur einen Regierungswechsel, sondern eine bessere Regierung“ versprochen. Er hatte im Wahlkampf vor allem die Mittelklasse umworben. Er kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs die Steuern für Reiche zu erhöhen und viel Geld in die Infrastruktur zu stecken, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Der seit 2006 regierende Harper warnte dagegen, eine liberale Regierung werde die Steuern erhöhen und das Land erneut ins Defizit stürzen. Nach neun Jahren Harper wünschte sich aber offenbar eine Mehrheit der Kanadier einen Regierungswechsel. Die Beliebtheitswerte des Langzeit-Premierministers waren zuletzt auf ein Rekordtief gefallen - nicht zuletzt wegen der schwächelnden Wirtschaft.

Auf dem dritten Platz dürfte die sozialdemokratische Neue Demokratische Partei (NDP) landen. Ihr Vorsitzender Thomas Mulcair hatte im Wahlkampfendspurt an die Skandale früherer liberaler Regierungen erinnert. Trudeau versuche, „dem alten Auto eine neue Farbschicht“ zu geben, doch sei es genauso verrostet wie damals, als die Wähler die Partei wegen Korruption aus dem Amt gejagt hätten, sagte Mulcair. Seine Partei hatte zuletzt in Quebec an Unterstützung verloren, weil sie ein Verbot des islamischen Kopftuchs ablehnte.