Fußballkönig Pele wird am Freitag 75 - Brasilien feiert „O Rei“
Rio de Janeiro (APA/dpa) - Brasiliens Fußball hat schon bessere Zeiten erlebt. Vor allem mit „O Rei“ („Der König“) Pele. Zu seinem 75. Gebur...
Rio de Janeiro (APA/dpa) - Brasiliens Fußball hat schon bessere Zeiten erlebt. Vor allem mit „O Rei“ („Der König“) Pele. Zu seinem 75. Geburtstag am Freitag wird ihn das Land hochleben lassen. Pele hatte zwar zuletzt einige gesundheitliche Probleme, mischt aber immer noch kräftig mit. Bei den Olympischen Spielen (5. bis 21. August 2016) im nächsten Jahr in Rio de Janeiro wird er wohl das Feuer bei der Eröffnung entzünden.
Geboren am 23. Oktober 1940 als Edson Arantes do Nascimento im Ort mit dem schönen Namen Tres Coracoes (drei Herzen) im Bundesstaat Minas Gerais legte der „Jahrhundertfußballer“ eine historische Karriere hin, die untrennbar mit dem FC Santos verbunden ist. Für den Verein aus der Hafenstadt im brasilianischen Bundesstaat Sao Paulo spielte er 6.662 Tage bzw. mehr als 18 Jahre, in denen er dem Verein zufolge 1.091 Tore erzielte. Danach ließ er bis 1977 seine Laufbahn bei Cosmos New York ausklingen.
Der immer freundliche Pele hat nie groß über die Stränge geschlagen, er hat Millionen verdient, vor allem dank viel Werbung. „Aber nie für alkoholische Getränke, Politik, Religion oder Tabak“, wie er stets betont. Er warb auch für ein bekanntes Potenzmittel, das er laut eigener Aussage jedoch nie selbst gebraucht habe. Sieben Kinder hat Pele, davon zwei uneheliche.
Sein Lieblingsfeind ist Diego Maradona, der sich selbst als legitimen Fußballgott sieht, zumindest hat er ja schon einmal mit der „Hand Gottes“ den Ball bei der WM 1986 gegen England ins Tor befördert. Pele wirft dem Argentinier vor, der Jugend ein schlechtes Beispiel zu sein, während Maradona Pele einmal als einen Fall fürs Museum bezeichnet hat.
Dort ist zumindest schon so manches aus seiner Sportlerzeit gelandet. In Rios legendärem Maracana-Stadion ist der alte Lederball ausgestellt, mit dem er am 19. November 1969 gegen Vasco da Gama sein 1.000. Santos-Tor schoss - sogar die Kirchenglocken läuteten damals zu seinen Ehren.
Insgesamt 1.281 Tore soll der dreifache Weltmeister (1958, 1962 und 1970) in 1.365 Partien erzielt haben - eine unglaubliche Bilanz. Das schönste? Pele sagt, das 4:2 beim Santos-Spiel gegen Juventus Turin am 2. August 1959, als er im Strafraum „gaberlnd“ drei Gegenspieler inklusive Tormann überhob, um dann den Ball am Ende per Kopf einzunetzen. Davon gibt es aber leider keine Videoaufnahmen.
Beim FC Santos erhielt der Schuhmacherlehrling 1956 einen Vertrag und debütierte schon mit 15 in der Kampfmannschaft. „Dieser Bursche wird der beste Fußballspieler der Welt“, sagte Waldemar de Brito, der als sein Entdecker gilt. Bereits mit 16 spielte Pele erstmals in Brasiliens Nationalteam.
1958 nahm Teamchef Vicente Feola den 17-Jährigen mit zur WM nach Schweden. Dort ging Peles Stern auf - er ist bis heute der jüngste Weltmeister der Fußball-Geschichte. Beim 5:2 im Finale gegen den Gastgeber schoss er zwei Tore. 1962 in Chile, als Brasilien seinen Titel erfolgreich verteidigte, verletzte er sich aber bereits im zweiten Spiel. 1970 führte Pele Brasilien zum dritten Mal auf den WM-Thron.
Es gibt in Santos inzwischen sogar ein eigenes Museu Pele. Und zu seinem 75. Geburtstag wird er mit einer Neuauflage seines Trikots aus den Jahren 1962 und 1963 geehrt, als Santos zweimal in Serie den Weltpokal gewann. Insgesamt wird es wohl etwas ruhiger zugehen als zum 70., damals wurde ein Ligaspiel in seinem Heimstadion Vila Belmiro zur großen Pele-Party.
Der damalige, neue Santos-Star, der 18-jährige Neymar, lief mit der Nummer 70 als Hommage an das Geburtstagskind auf. Viele sahen Neymar lange Zeit als möglichen Erben Peles, doch beim FC Santos ist Neymar wegen finanzieller Ungereimtheiten im Zuge seines Transfers zum FC Barcelona mittlerweile in Ungnade gefallen.