Ski alpin: Kirchgasser, Schörghofer wollen noch einmal durchstarten
Sölden (APA) - Im Ski-Weltcup-Zirkus zählen Michaela Kirchgasser und Philipp Schörghofer mittlerweile zur Generation 30 plus und damit zu de...
Sölden (APA) - Im Ski-Weltcup-Zirkus zählen Michaela Kirchgasser und Philipp Schörghofer mittlerweile zur Generation 30 plus und damit zu den wenigen verbliebenen Routiniers im ÖSV-Lager und dienstältesten Technik-Spezialisten. Heuer wollen sich die beiden Filzmooser noch einmal neu erfinden. Beflügeln sollen sie nicht zuletzt Umstellungen im Training sowie neue private Perspektiven.
Kirchgasser wählte dieses Mal einen ganz anderen Weg in der Vorbereitung. „Ich hab‘ mit 27. März das Skifahren aufgehört und mit 1. September wieder angefangen“, ließ die Kombi-Bronzemedaillen-Gewinnerin der WM 2015 in Vail/Beaver Creek wissen. „Auch das Konditionstraining habe ich komplett umgestellt. Ich war kein einziges Mal in der Kraftkammer.“
Trainiert wurde stattdessen mit einem eigenen Coach, körper- und speziell knieschonend. Denn gerade mit den Knien habe sie wohl auch aufgrund der Arbeit an den schweren Geräten zuletzt immer wieder Probleme gehabt. „Nach 15 Jahren im gleichen Radl habe ich das für meinen Kopf einfach gebraucht“, so Kirchgasser über ihren neuen Individualismus, der vom ÖSV voll mitgetragen wird.
Als Wunderwaffe auf der Suche nach ungenützten Leistungspotenzialen hat sie zudem Life Kinetik für sich entdeckt. „Das ist ein Synapsentraining. Da geht es um die Verbindung der acht verschiedenen Gehirnbereiche“, erklärte die 30-Jährige vor dem Weltcup-Start am kommenden Samstag in Sölden. Die Übungen in Form von nicht alltäglichen, das Gehirn ständig neu fordernden Bewegungen sollen ihr dabei helfen, die letzten Reste an Unkonzentriertheit im Rennen auszumerzen.
Ein konkretes Saisonziel, das sich in Zahlen oder Pokalen festmachen ließe, wollte die zweitälteste Fahrerin in der Nationalmannschaft nach der 34-jährigen Elisabeth Görgl nicht benennen. „Das Ziel ist, jedes Rennen Vollgas zu geben“, gab sich Kirchgasser hoch motiviert. „Ich fühle mich so gut wie seit Jahren nicht mehr. Ich habe keine Schmerzen, bin noch beweglich und spritzig. Aufhören war nie ein Thema. Und ich denke auch nicht, dass es nach dieser Saison ein Thema sein wird.“
Eine längere Schneepause als sonst legte nach einer schwierigen Saison auch Schörghofer ein. Erst Ende August stand der RTL-Spezialist in Saas Fee in der Schweiz wieder auf den Skiern. Wie Kirchgasser, Marcel Hirscher und einige andere verzichtete somit auch er auf das mitunter strapaziöse Übersee-Training.
„Man muss immer wieder was Neues einstreuen, wenn man schon etwas älter ist. Stillstand ist Rückschritt“, erklärte der 32-jährige Salzburger. Die Vorbereitung stuft er als durchaus vielversprechend ein. „Skifahrerisch ist sicher etwas weitergegangen. Ich bin guter Dinge, und das ist schon einmal sehr wichtig“, betonte Schörghofer, der in der vergangenen Saison mit Platz neun in Kranjska Gora sein bestes Weltcup-Resultat herausfuhr.
Das große Ziel ist, sich wieder in der ersten Gruppe der Riesentorlauf-Weltrangliste festzusetzen. Aktuell wird der zweifache Mannschafts-Weltmeister auf Platz 19 geführt, damit ist er hinter dem Ranking-Spitzenreiter Hirscher auch schon zweitbester ÖSV-Läufer. „Ich möchte wieder um die vorderen Plätze mitfahren, nicht um den zehnten oder 15. Wenn du jedes Rennen eine auf den Schädel kriegst, ist das schon mühsam“, sagte Schörghofer, dem der Sport noch „richtig Spaß“ macht.
Den größten Schub gibt ihm derzeit aber nicht das Skifahren, sondern das Privatleben. Schörghofer wurde im Sommer Vater eines Sohnes, was seine Sichtweise auf alles verändert habe. „Ein Wahnsinn. Geil. Um das geht‘s richtig im Leben“, gestand der Jungvater, dass der Sport immer öfter ganz unbedeutend erscheine.
„Das ist auch von dem her cool, weil du einmal echt abschalten kannst, wenn du zu Hause bist.“ Umso mehr, weil seine Frau Nina für gewöhnlich die Nachtschichten übernimmt. Allerdings ist Matthäus laut Schörghofer ohnehin kein Schreibaby. „Da haben wir Glück.“
Auch bei Kirchgasser steht privat demnächst eine Veränderung ins Haus. „Bald“ sollen die Hochzeitsglocken läuten, wobei sie der Öffentlichkeit den tatsächlichen Termin vorerst nicht verraten will. „Ihr werdet es dann schon am Namen merken“, scherzte die Salzburgerin, deren Auserwählter mit Nachnamen ebenfalls Kirchgasser heißt.