Vorliebe für kauzige Typen - Berliner Schauspieler Tilo Prückner 75

München (APA/dpa) - Grantig, verschroben, schlitzohrig - aber selten richtig böse. Das sind die Typen, die Tilo Prückner oft und gerne spiel...

München (APA/dpa) - Grantig, verschroben, schlitzohrig - aber selten richtig böse. Das sind die Typen, die Tilo Prückner oft und gerne spielt. TV-Zuseher kennt den viel beschäftigten Schauspieler unter anderem aus dem ZDF-Krimi „Kommissarin Lucas“ oder aus der neuen ARD-Serie „Rentnercops“. Am 26. Oktober wird der Berliner mit fränkischen Wurzeln 75. Zeit zum Feiern hat er nicht. Er steht in Köln vor der Kamera.

Der Geburtstag ist für Prückner ein Tag wieder jeder andere: „Ich muss abends noch meinen Text wiederholen für den nächsten Tag“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Seit September wird in Köln die zweite Staffel der „Rentnercops“ produziert, Prückner spielt eine der beiden Hauptrollen.

Über mangelnde Angebote kann der Mann mit dem markanten Schnauzer nicht klagen, sein Terminplan ist voll. Die Dreharbeiten für die „Rentnercops“ dauern noch einige Wochen. An freien Tagen steht er für eine neue Folge vom „Kommissar Kluftinger“ vor der Kamera. Deswegen fährt er in diesen Tagen von Köln nach Memmingen im Allgäu und von dort nach München, wo ein Drehtag für die „Kommissarin Lucas“ auf dem Programm steht. Die Krimireihe spielt zwar in Regensburg, die Innenaufnahmen entstünden jedoch in München, sagt Prückner.

Für den Schauspieler bedeutet das gerade: viel Text lernen. Besonders Vorabendserien seien textlastig, sagt er. „Die sollen billig und schnell abgedreht sein. Deswegen wird in vielen Vorabendserien unendlich viel gesabbelt und wenig Action gemacht.“ Umso mehr freut er sich über die „Rentnercops“, denn die hätten sehr gute Drehbücher, seien zynisch und selbstironisch. Die zwei Hauptfiguren „kämpfen gegen das Verbrechen und gegen das eigene Alter“.

Selbst nimmt der Schauspieler das Älterwerden mit Humor. Früher sei er der Jüngste am Set gewesen, heute eben der Älteste. „Und wenn ich mich auf dem Bildschirm sehen, denke ich: Was ist das denn für ein Methusalem?“ Auch den Rollen gleiche er sich zunehmend an: „Es kommt schon vor, dass ich in der Rolle links humpeln soll und realiter tut mir das rechte Knie weh.“ Die Rollenangebote würden jedenfalls nicht weniger, die Figuren nur eben älter.

Oft ist Prückner in eher kleineren Rollen zu sehen. „Das sind meist die besseren Rollen.“ So wie die Figur des Vermieters Max in „Kommissarin Lucas“. Das sei „ein echter Wadlbeißer“. Seit mehr als 40 Jahren spielt er mit Vorliebe kauzige Typen. Das Publikum kennt ihn aus dem „Tatort“ und anderen Krimiserien, aus Fernsehfilmen und aus dem Kino, wo er zuletzt in Til Schweigers „Honig im Kopf“ und in Katja von Garniers „Ostwind“-Filmen zu sehen war.

Seine Karriere begann der gebürtige Augsburger mit fränkischen Wurzeln nach Abitur und abgebrochenem Jura-Studium Anfang der 60er Jahre mit einer Schauspielausbildung in München. Prückner ist Mitbegründer der Schaubühne Berlin, spielte am Schauspielhaus Zürich und gastierte am Bayerischen Staatsschauspiel. Für seine Rolle in „Bomber & Paganini“ an der Seite von Mario Adorf erhielt er 1976 den Deutschen Darstellerpreis. Ende 2013 veröffentlichte Prückner seinen ersten Roman, „Willi Merkatz wird verlassen“. Ein erfolgreiches Debüt.

Und wenn Prückner gerade mal nicht dreht? Dann freut er sich, seine beiden Enkel in Wiesbaden treffen zu können. Das schafft er nach eigener Aussage sowieso seltener, als es ihm lieb ist. Zudem schreibt er an seinem zweiten Roman. „Ich bin zufrieden und fühle mich pudelwohl, wenn ich nicht drehe. Ich gehe auch gerne einfach ins Café, sitze nur da und schaue mir die Leute an.“