Keine Blitzheilung: „Patient 1860“ auf der Intensivstation
„Da machst du einen individuellen Fehler - und schon klingelt es“, kann es ÖFB-Legionär Michael Liendl nicht fassen.
München – Benno Möhlmann hatte am Spielfeldrand 90 Minuten gelitten, und das lag nicht nur an einer heftigen Magen-Darm-Grippe. Der Rekordtrainer der 2. Fußball-Bundesliga in Deutschland wird den Krankenstand wohl rasch wieder verlassen können. Die Heilung des Patienten TSV 1860 München aber dürfte nach dem 0:1 gegen den Karlsruher SC eine Langzeitbehandlung erfordern.
„Ich hätte mir den Einstand sicherlich besser vorgestellt, keine Frage“, krächzte der 61-jährige Möhlmann am Montagabend nach der missglückten Premiere als „Löwen“-Coach. Die verunsicherten Münchner bleiben damit das einzige sieglose Zweitliga-Team, da sie weiter an den bekannten Krankheitssymptomen leiden: Kaum Torgefahr, individuelle Aussetzer, mangelhaftes Selbstvertrauen. „Es war die alte Leier“, resümierte Kapitän Christopher Schindler frustriert.
Nur Okotie torgefährlich
Möhlmann beklagte vor allem fehlenden Mut. Den hatte er selbst in großer Personalnot bewiesen, in dem er in seinem 502. Zweitligaspiel als Trainer in Innenverteidiger Sertan Yegenoglu und Abräumer Emanuel Taffertshofer gleich zwei 20-jährige Debütanten aufbot.
Eine halbe Stunde spielte 1860 mit verändertem Personal und einer offensiveren Ausrichtung recht ordentlich. Aber dann führte ein individueller Aussetzer zum kompletten Systemausfall. Debütant Yegenoglu leitete vor 19.800 Zuschauern mit einem „dummen Pass“ (Möhlmann) das einzige Tor des Abends durch den niederösterreichischen KSC-Stürmer Erwin Hoffer ein (33. Minute). „Da machst du einen individuellen Fehler - und schon klingelt es“, jammerte der steirische „Löwen“-Spielmacher Michael Liendl.
„Dass wir nach elf Spieltagen so dastehen, ist beschissen“, stellte Torhüter Vitus Eichner genervt fest. Die Sieglos-“Löwen“ leiden vor allem unter einer rätselhaften Torallergie; nur sieben Treffer gelangen in elf Partien. „Wir hatten heute ein Torschussverhältnis von 18:8. Da muss einfach mal einer reinfallen“, klagte Liendl.
Allein Rubin Okotie strahlte Torgefahr aus. Aber auch der ÖFB-Mittelstürmer konnte drei gute Möglichkeiten nicht verwerten. „Wir haben uns nicht belohnt“, resümierte Okotie - wieder einmal. Viel Zeit zum Wehklagen bleibt dem Tabellenvorletzten aber nicht. Schon am Freitag steht das Derby bei der SpVgg Greuther Fürth an. „Wichtig ist, dass wir das Spiel aufarbeiten und dann gegen Fürth den ersten Saisonsieg erzwingen“, forderte Okotie. (APA/dpa)