Tod von Flüchtling - Bulgariens Ex-Polizeichef kritisiert Grenzschutz
Sofia (APA) - Nach dem tödlichen Zwischenfall an der bulgarischen Grenze vergangene Woche hat der ehemalige Chef der Grenzpolizei in Bulgari...
Sofia (APA) - Nach dem tödlichen Zwischenfall an der bulgarischen Grenze vergangene Woche hat der ehemalige Chef der Grenzpolizei in Bulgarien General Waleri Grigorow das Grenzschutzsystem seines Landes kritisiert. Die Beamten seien unzureichend ausgebildet und vorbereitet, kritisierte Grigorow am Dienstag im nationalen TV-Sender bTV.
Nach bulgarischen Polizeiangaben wurde der afghanische Flüchtling am vergangenen Donnerstag von einem Querschläger tödlich getroffen, nachdem ein Grenzpolizist einen Warnschuss abgefeuert hatte. Der Ex-Polizeichef bezeichnete die Versuche der führenden Offiziere der Grenzbehörde und des Innenministeriums, den Vorfall zu erklären als „chaotisch“, „widersprüchlich“ und „unlogisch“. Der General bezweifelte zudem die Aussagen des Stabschef des Innenministeriums Georgi Kostow, die Grenzpolizisten hätten über ein spezielles Warnsystem Informationen im Voraus über eine Gruppe von 54 Migranten gehabt. Grigorow erläuterte, das Warnsystem existiere zwar, liefere aber lediglich Angaben für Objekte vor der Grenze und nicht vom Landesinneren. Der tödliche Vorfall sei 30 km hinter der Grenzlinie passiert.
Außerdem hätte bei einer derart großen Flüchtlingsgruppe eine ganze mobile Einheit entgegenkommen müssen und nicht nur eine Patrouille von drei Beamten. Grigorow bezeichnete dies als „fehlerhafte Taktik“ und verglich sie mit dem Versuch, mit einem Polizisten eine ganze „Meute von Fußballfans“ stoppen zu wollen. Grigorw beklagte auch, dass die Grenzpolizisten von insgesamt 9.000 Beamten im Jahre 2006 auf derzeit nur 6.000 reduziert wurden. Der General kritisierte außerdem, dass das Grenzwarnsystem im Vorjahr mehrmals wegen unbezahlter Stromrechnungen ausgefallen sei.
Der stellvertretende Innenminister Filip Gunew räumte daraufhin gegenüber der online Ausgabe „Kapital dayly“ ein, dass seiner Behörde die nötigen Mittel für die Wartung und Instandhaltung der Grenzschutzsysteme an der Landes- und Küstengrenze fehlen würden. Allein in diesem Jahr seien Ansuchen nach zusätzlichen Mitteln vom Innenministerium vier Mal abgelehnt worden.
Unterdessen wächst in Bulgarien die Unterstützung für den Grenzpolizisten, der den afghanischen Migranten erschossen hatte. Mehrere Gruppen in sozialen Netzwerken sowie der populäre Chef des Nationalhistorischen Museums, Boschidar Dimitrow, sprachen dem Beamten ihre Solidarität aus. Eine Gruppe sammelt außerdem Unterschriften für die Forderung, dem Polizisten für eine Tapferkeitsmedaille zu verleihen.