Nicht nominiert: Tirolerin musste daheim bleiben
Wenn morgen die Turn-WM startet, blickt Christina Meixner wehmütig und enttäuscht nach Glasgow. Der Nationaltrainer nahm sie nicht mit.
Von Sabine Hochschwarzer
Innsbruck –„Für die Weltmeisterschaften hätte ich sogar die Matura sausen lassen“, sagte Christina Meixner traurig. Anstatt morgen (12.30 Uhr) wie Trainingskollegin Jasmin Mader bei der WM in Glasgow zu turnen, schrieb die 20-Jährige gestern ihre Englisch-Endprüfung an der Abend-HAK in Innsbruck.
Den Grund für die Nicht-Nominierung durch Österreichs Nationaltrainer Laurens van der Hout kann die Jenbacherin bis heute nicht nachvollziehen: „Ich verstehe es einfach nicht. Ich habe alles Geforderte erbracht. Es sind ursprüngliche Kriterien außer Kraft gesetzt worden.“ Aufgrund von Rücktritten (u.a. Jessica Stabinger) musste van der Hout sein Team leicht umstellen, sagte die WM-Qualifikationswettkämpfe ab und nominierte im Sommer drei Vorarlberger Turnerinnen. Im Gegensatz zu den Männern unter Nationaltrainer Petr Koudela, die bis zuletzt um ihre WM-Plätze turnten. „So habe ich nie zeigen können, was ich drauf habe“, ärgert sich Meixner.
Dass Meixner was drauf hat, bewies sie vor drei Wochen bei den Staatsmeisterschaften in Innsbruck. Mit ihrer Schwebebalken-Übungen war sie wegen eines Sturzes vom Gerät nur knapp am Titel, der an Lisa Ecker (im WM-Team) ging, vorbeigeschrammt und gewann Silber. Im Mehrkampf kam die Tirolerin auf Rang sechs vor Erja Metzler und Olivia Jochum – zwei der sechs WM-Starterinnen. Der in Vorarlberg arbeitende van der Hout erklärte, dass Meixner ihre Chance gehabt hätte und für ihn die Stimmung in der Mannschaft, vor allem bei einem Team-Bewerb wie jetzt, im Vordergrund stehe. „Christina hat Probleme mit ihrer Einstellung, deshalb ist sie auch nicht mehr im Nationalkader.“
Das wiederum stößt der Tirolerin sauer auf: „Klar ist man manchmal nicht gut drauf, aber das geht wohl jedem irgendwann so.“ Der Vorwurf nicht teamfähig zu sein, ärgerte noch mehr. Sie würde ihre Kolleginnen immer anfeuern – zugegeben – in der Konzentrationsphase direkt vor ihrer eigenen Übung nicht sehr laut, aber doch. Der Anruf im Dezember 2014, bei dem van der Hout sie über ihren Rauswurf aus dem Kader unterrichtet hatte, traf sie wie ein Sturz vom Balken: „Ich war total perplex. Weitere Chancen gab es dann nicht mehr“, bedauert Meixner.
Beim Tiroler Turnverband hat man reagiert. „Wir haben an den Österreichischen Verband geschrieben. Die Kommunikation zwischen dem Nationaltrainer, der Sportdirektorin und den Landestrainern passt so nicht. Die Nominierung ist nur ein Beispiel dafür“, sagt Tirols Turn-Präsident Robert Mader. Formelle Antwort gab es keine, Gespräche am Jahresbeginn blieben ergebnislos, weitere sollen folgen. Mader: „Aber erst nach der WM – wegen van der Houts Credo, ‚die Ruhe nicht zu stören‘.“