Nahost-Konflikt - Barghouti: „Wir haben eine Intifada“

Ramallah (APA) - Die junge Generation in Palästina sei aufgebracht und explodiere, erzählt Mustafa Barghouti, Gründer der „Palästinensischen...

Ramallah (APA) - Die junge Generation in Palästina sei aufgebracht und explodiere, erzählt Mustafa Barghouti, Gründer der „Palästinensischen Nationalen Initiative“ und ehemaliger Präsidentschaftskandidat, vergangene Woche vor Journalisten in Ramallah. Viele palästinensische Politiker würden das Wort Intifada (Aufstand, Anm.) nicht in den Mund nehmen, doch „ich glaube, sie liegen falsch. Wir haben eine Intifada.“

Israel habe im Westjordanland 225 Inseln von palästinensischen Bevölkerungsgruppen geschaffen. Es gebe 120 illegale Außenposten von israelischen Siedlungen im Westjordanland, die von Zeit zu Zeit legalisiert würden. Wenn die Palästinenser keinen Staat haben dürfen und ihre Land nicht bestellen können, stelle sich die Frage, ob die Zukunft ein Leben in Apartheid sei, so Barghouti. „Die jungen Leute gehen auf die Straße weil sie keine Sklaven sein wollen.“

Es sei nicht fair, dass „wir Palästinenser für die Leiden des jüdischen Volkes im Holocaust bezahlen müssen, wir können nichts dafür.“ Die Palästinenser wollten Freiheit, ob in einem oder zwei Staaten sei egal. „Ich bevorzuge eine Einstaaten-Regelung mit gleichen Rechten für alle“, so Barghouti. Neben einer Zweistaatenlösung oder einem gemeinsamen Staat, gebe es nur die Möglichkeit, das jetzige Apartheidsystem weiterzuführen oder „alle Palästinenser rauszuwerfen.“

Eine der größten Ängste der Israelis sei die Unsicherheit, doch dafür seien die Israelis selbst verantwortlich. So würden vor allem die israelischen Siedler von der Diskriminierung der Palästinenser wirtschaftlich profitieren. Manche israelischen Politiker würden jedoch die Folgen eines wirtschaftlichen Boykotts seitens der Weltgemeinschaft fürchten. Die jetzige israelische Regierung habe ein Ablaufdatum. „Die Intifada wird zum Sturz der Regierung Netanyahu (Benjamin, Anm.) führen, weil er gewählt wurde um ein Iran-Abkommen zu verhindern und Sicherheit zu garantieren“, ist Barghouti überzeugt.

„Verhandlungen können nur erfolgreich sein, wenn es zu einer Balance der Macht kommt.“ Expertise zur Staatenbildung hätten die Palästinenser genug, ist der Politiker überzeugt, so hätten sie die Golfstaaten wirtschaftlich aufgebaut. Doch hätten die palästinensischen Führer Fehler gemacht und in Oslo ein schlechtes Abkommen ausgehandelt. Danach habe die PLO (Palestine Liberation Organization) gehofft, dass die Vereinten Nationen das Problem lösen werde. Doch auch das sei schief gegangen.

Verhandlungen hätten nur Sinn unter internationaler Beteiligung. Doch „man wird in Israel keinen politischen Führer in Regierung oder Opposition finden, der Ost-Jerusalem als Hauptstadt Palästinas akzeptiert“, glaubt Barghouti. Israel suche in Palästina keine politischen Führer, sondern Kollaborateure. Am meisten würden die Israelis aber ohnehin fürchten, „dass wir ihnen so ähnlich sind“.

(Grafik 1211-15; Format: 88 x 178 mm)