Nahost-Konflikt - Krähenbühl: UNRWA kann Konflikt nicht lösen
Jerusalem (APA) - Die UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) ist seit 1950 in den Palästinen...
Jerusalem (APA) - Die UNRWA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East) ist seit 1950 in den Palästinensergebieten tätig. Für Generalkommissar Pierre Krähenbühl ist aber klar, dass die UNRWA den Nahost-Konflikt nicht lösen könne, das müssten die Politiker beider Seiten machen. „Niemand will Flüchtling sein und alle wollen so nahe wie möglich ihrer Heimat sein“, so der Schweizer.
„Zur Zeit sind zu viele junge Menschen in tödliche Auseinandersetzungen verwickelt“, beklagte Krähenbühl vergangene Woche vor Journalisten in Jerusalem. Die israelische Armee müsse klarer darstellen, was passiere. In den Flüchtlingscamps sei die Stimmung verzweifelt, weil die Menschen seit über 67 Jahren auf eine Entscheidung warten. Die jungen Leute seien ohne Zukunft, Arbeitslosigkeit und mangelnde Reisefreiheit seien eine schlimme Mischung.
„Ich verstehe natürlich die Sicherheitssorgen der Israelis, doch wenn sich die internationale Gemeinschaft nicht für einen Friedensprozess engagiert, wird die Situation immer hoffnungsloser“, so Krähenbühl. Das Problem sei, dass die Palästinenser und die Israelis nebeneinander lebten und nicht miteinander und das sei kein Rezept für Stabilität. Ärger über die UNO komme von beiden Seiten, doch betreibe die UNRWA großen Aufwand, um als neutral akzeptiert zu werden. Man habe einen offenen Dialog mit den Israelis, auch bei Meinungsverschiedenheiten gebe es kein Problem.
Insgesamt beschäftige die UNRWA etwa 30.000 Leute, darunter 200 internationale Fachkräfte, die übrigen Mitarbeiter seien Palästinenser, so Krähenbühl. 22.000 Mitarbeiter seien im Bildungsbereich tätig und 4.000 im Gesundheitswesen, der Rest arbeite etwa in der Administration und im Sicherheitsbereich. Dass die UNRWA keine Israelis beschäftige sei ein Problem der Geschichte der Organisation. Mit der Europäischen Union und deren Mitgliedsstaaten habe man seit den 1970er-Jahren eine stabile Partnerschaft. Die EU finanziere Projekte auch über mehrere Jahre und „darüber sind wir sehr froh“, da dies eine bessere Planbarkeit ermögliche.
Gefährlich sei es, wenn die UNRWA in Budgetschwierigkeiten komme wie vergangen Sommer, als man ein Defizit von 100 Millionen Dollar (119,12 Millionen Euro) gehabt habe, so Krähenbühl. Durch interne Sparmaßnahmen konnte das Defizit auf 79 Millionen Dollar (69,71 Euro Millionen Euro) reduziert werden. Diese Summe sei dann von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait, den USA und einigen europäischen Staaten beglichen worden. Wäre dies nicht geschehen, hätte man wohl einige der 685 Schulen schließen müssen.
Zu den Kernaufgaben der UNRWA zählten neben der Katastrophenhilfe, die Unterstützung der Flüchtlinge im Gesundheits- und Bildungsbereich. Derzeit würden im gesamten Nahen Osten 500.000 Schüler in UNRWA-Schulen unterrichtet. „Für Palästinenser besteht oft die einzige Hoffnung darin, dass ihre Kinder Bildung erhalten“, so Krähenbühel.
In Gaza sei die Situation besonders schlimm. Von den 1,8 Millionen Einwohnern, seien 1,2 Millionen palästinensische Flüchtlinge. Zur Zeit erhielten 860.000 Menschen Nahrungsmittelhilfe, im Jahr 2000 seien es nur 80.000 gewesen. „Gaza ist in erster Linie nicht ein Konflikt zwischen Israel und der Hamas, sondern einer von 65 Prozent jungen Leuten ohne Job“, konstatiert Krähenbühl. Heuer hätte die UNRWA 250 Jobs im Gazastreifen vergeben, dafür habe es jedoch 20.000 qualifizierte Bewerber gegeben. Gaza sei komplett blockiert, die Leute wollten flüchten, könnten aber nicht, so Krähenbühl. Dennoch seien die Leute stolz, aus Gaza zu sein, doch ohne Hoffnung sei es schwierig.
(Grafik-1211-15; 88 x 178 mm)