Nahost-Konflikt - „Wir sind hier wegen Al-Aksa“

Ramallah (APA) - Der Checkpoint zwischen Ramallah, wo die palästinensische Autonomiebehörde ihren Sitz hat, und der israelischen Siedlung Be...

Ramallah (APA) - Der Checkpoint zwischen Ramallah, wo die palästinensische Autonomiebehörde ihren Sitz hat, und der israelischen Siedlung Beit El gilt als einer der Brennpunkte der jüngsten gewaltsamen Auseinandersetzungen im Westjordanland. Jeden Tag kommen Teenager hierher, um Steine auf israelische Soldaten zu werfen. Niemand habe sie dazu aufgefordert, sagt ein 19-Jähriger. Er sei hier „wegen Al-Aksa“, der Moschee auf dem Tempelberg.

Seit der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern wieder eskaliert sei, komme er jeden Tag zum Checkpoint. „Wir waren lange Zeit ruhig, doch die (Israelis, Anm.) zünden Familien und Kinder an“, fügt ein anderer Jugendlicher hinzu. Ende Juli hatten jüdische Extremisten einen Brandanschlag auf eine palästinensische Familie im Dorf Duma nahe Nablus verübt, was zum erneuten Ausbruch von Gewalt seitens palästinensischer Jugendlicher geführt hatte. Beide Jugendlichen sind mit einer Kufiya, einem Palästinensertuch verhüllt, und wollen aus Angst vor den israelischen Sicherheitskräften anonym bleiben.

„Falls ich Angst vor dem Tod hätte, wäre ich nicht hier“, so ein dritter, ebenfalls um die 20 Jahre alter Palästinenser. Bis jetzt hoffe er, dass das die dritte Intifada werde, „aber wir haben nur Steine, um die Israelis zu bekämpfen“. Von der palästinensischen Führung fühle er sich verraten, sie habe sich nicht bei Begräbnissen jüngst getöteter Palästinenser gezeigt.

Nicht weit vom Checkpoint Beil El entfernt, liegt das palästinensische Flüchtlingslager Al-Jalazoun. Hier zeigt sich zumindest ein ehemaliger Politiker bei einer Trauerfeierlichkeit. Salam Fayyad, von 2007 bis 2013 Ministerpräsident der Palästinensischen Autonomiegebiete, ist gekommen um Abdullah Sharaka sein Beileid zu bekunden. Sharakas 13-jähriger Sohn Ahmad war am Tag zuvor beerdigt worden. Er war von einer israelischen Kugel tödlich getroffen worden, als palästinensische Teenager Steine auf israelische Soldaten warfen.

Ahmad habe ihm nie erzählt, dass er an den Ausschreitungen teilnehme. Er sei ein guter Schüler gewesen und er sei „sehr interessiert gewesen, den Leuten zu helfen“. An seinem Todestag, habe er erzählt, dass er schwimmen gehen wolle. Auch der 14-jährige Mohammed sagt, „wir werfen Steine wegen Al-Aksa und weil die Israelis uns das Land gestohlen haben. Wir wissen das von überall, aus dem Fernsehen, von den Leuten“, so Mohammed. Sein Vater wolle nicht, dass er zu den Checkpoints gehe, dennoch gehe er hin.

Unter den Jugendlichen überwiegt die Hoffnungslosigkeit. Auch Ahmads 22-jähriger Cousin ist sich der Aussichtslosigkeit im Kampf gegen Israels Armee bewusst: „Steine werfen wird nichts ausrichten, aber es muss etwas getan werden, um die Situation zu verändern.“

(Grafik 1211-15; Format: 88 x 178 mm)