Zeit für private Momente bei Familienzusammenkunft in Nordkorea
Seoul (APA/AFP) - Im nordkoreanischen Touristengebiet Kumgang ist am Mittwoch eine Familienzusammenkunft von rund 400 Senioren aus Südkorea ...
Seoul (APA/AFP) - Im nordkoreanischen Touristengebiet Kumgang ist am Mittwoch eine Familienzusammenkunft von rund 400 Senioren aus Südkorea mit ihren noch lebenden Verwandten im kommunistischen Nordkorea fortgesetzt worden. Die Organisatoren gewährten den Teilnehmern zwei Stunden Zeit, in denen sie unbeobachtet von Kameras und Medien beieinander sein konnten.
Am ersten Tag des Treffens, als fortwährend TV-Kameras liefen, hatten etliche Teilnehmer traumatisiert gewirkt. Zu den Einzelheiten der Begegnung, über die südkoreanische Journalisten berichteten, gehörte das Zusammentreffen der 85-jährigen Lee Sung-kyu mit ihrem einstigen Ehemann Oh In-se aus Nordkorea. Die beiden wurden im Korea-Krieg (1950-53) getrennt. Lee war damals schwanger und brachte ihren inzwischen 65-jährigen Sohn mit zu dem Treffen, der nun erstmals auf seinen Vater traf. „Ich habe ihn 65 Jahre lang großgezogen, Du solltest dafür zahlen“, scherzte Lee. Oh winkte seinen Sohn zu sich und streichelte ihm das Gesicht.
Das Familientreffen begann am Montag, als ein von zwei Krankenwagen begleiteter Buskonvoi über die militärisch streng gesicherte Grenze in den Norden fuhr. Die Teilnehmer des Treffens in der Bergregion können sich an drei Tagen insgesamt zwölf Stunden lang sprechen. Viele Teilnehmer des Treffens sind betagt und gesundheitlich angeschlagen.
Für die um 1930 Geborenen, die am Donnerstag voneinander Abschied nehmen müssen, wird es besonders bitter sein. Denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass sie sich noch einmal wiedersehen werden.
Nord- und Südkorea befinden sich bis heute formal im Kriegszustand. Der Krieg wurde durch einen Waffenstillstand beendet, einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht. Beide Staaten hatten sich in schwierigen Verhandlungen im August auf die Wiederaufnahme der im Jahr 2000 begonnenen Familientreffen geeinigt. Die aktuelle Begegnung ist erst die zweite in den vergangenen fünf Jahren. Die Teilnehmer der Treffen werden ausgelost. Derzeit stehen mehr als 65.000 Südkoreaner auf einer offiziellen Warteliste.
Mehrere Millionen Koreaner waren während des Kriegs von ihren Angehörigen getrennt worden. Bis heute haben zahllose Menschen in beiden Ländern keinerlei Kontakt zu ihren nächsten Verwandten.