Song-Contest-Verweigerer Andreas Kümmert auf Austrotour
Die „Live & Akustisch“-Tour absolviert der deutsche Musiker solo mit seiner Gitarre. Am 31. Oktober tritt er im Weekender in Innsbruck auf.
Wien – „Ich bin momentan nicht wirklich in der Verfassung, diese Wahl anzunehmen“ - mit diesem gepressten Statement schockte Andreas Kümmert bei der deutschen Vorwahl zum Song Contest 2015 in Wien ein TV-Millionenpublikum in aller Bescheidenheit. Nun kommt er doch erstmals nach Österreich: Der 29-jährige ESC-Verweigerer startet am 29. Oktober seine kleine Austrotour im Stadtsaal in Wien.
Konzerte in Lustenau (30.10./Carini-Saal), Innsbruck (31.10./Weekender) und Graz (12.11./Orpheum) folgen. Kümmert ist seit Mitte September bis Mitte Dezember auf Club-Tour, vor allem mit Songs seines aktuellen Albums „Here I Am“. Der Underdog - unscheinbar, dick, Wirbelbart, Krankenkassenbrille, wahlweise Holzfällerhemd oder Kaputzenpulli, „nur ein kleiner Sänger“ eben, wie er fast flehentlich an jenem Finalabend vor drei Millionen fassungslosen Fernsehzuschauern sagte - kommt mit kleinem „Gepäck“: Die „Live & Akustisch“-Tour absolviert er solo mit seiner Gitarre - und vor allem: seiner grandiosen Stimme. Kaum jemand, der da nicht vom ersten Ton weg an Joe Cocker denkt.
Kandidat bei „The Voice“
In dieser Richtung sind auch Kümmerts musikalische Vorbilder angesiedelt; Bob Dylan, Richie Havens, Frank Zappa, Sly Stone, Ray Charles, aber auch Jim Morrison. Und nicht zuletzt: Guns N‘ Roses. Der Unterfranke aus dem kleinen Ort Gemünden am Main: „Bei dem Song ‚November Rain‘ habe ich geweint.“ Das haben nicht wenige auch, als Kümmert erstmals überhaupt eine große TV-Bühne betrat: Die „Blind Audition“ bei „The Voice of Germany 2013“ wurde zum völlig unerwarteten Triumph - lange bevor der absolut Unbekannte seine Version von Elton Johns „Rocket Man“ fertigröhren konnte, waren alle Juroren völlig aus dem Häuschen: Lena kniete, Max Herre (der übrigens „Here I Am“ 2014 produziert hat) war ebenso aus dem Häuschen wie Sunrise Avenue-Frontman Samu Haber und The Boss Hoss. Kümmert gewann „Voice of Germany 2013“ souverän, so wie er auch die deutsche ESC-Ausscheidung „Unser Song für Deutschland“ (mit 78,7 Prozent Zuschauer-Zustimmung) im März 2015 bravourös für sich entschied.
Es war nicht die Angst vor dem Publikum (immerhin 200 Millionen ESC-Live-TV-Zuschauer), die Andreas Kümmert nach seinem Vorwahl-Sieg spontan „absagen“ ließ, wie er in seinem einzigen größeren Interview kürzlich der Süddeutschen Zeitung verriet - es war die Aussicht, in Wien eine ganze Woche lang ein Rolle spielen zu müssen, die ihm so völlig fremd war und ist: die des oberflächlichen, beliebigen Stars und Promis. „Jeder will da Antworten auf hirnrissige Fragen, für die ich keinen Nerv hätte. Das hat mir plötzlich eine Riesenangst gemacht,“ so Kümmert jetzt in der Rückschau. Das wird nun in Wien und den anderen Österreich-Stationen sicher nicht passieren - der Singer/Songwriter wird einfach allein im Rampenlicht stehen und „seine“ Musik machen. (APA)