Ein Abend mit zwei französischen Barock-Ladys und ohne Energie

Wien (APA) - Man nehme mit Sopranistin Patricia Petibon und Dirigentin Emmanuelle Haim zwei führende Protagonistinnen der französischen Baro...

Wien (APA) - Man nehme mit Sopranistin Patricia Petibon und Dirigentin Emmanuelle Haim zwei führende Protagonistinnen der französischen Barockszene, füge Arien von Händel und Purcell hinzu und die Chose läuft - möchte man meinen. Doch dass die Kommunikation zwischen Bühne und Publikum bisweilen auch mit den besten Voraussetzungen stottern kann, zeigte sich am Dienstagabend im Theater an der Wien.

Unter dem Titel „Monstres, Sorcieres et Magiciens“ (Monster, Hexen und Zauberer, Anm.) hatten der rothaarige Bühnenfloh Petibon und Haim am Pult ihres Ensembles Concert d‘Astree einen Arienabend zusammengestellt und sich dafür den jungen argentinischen Bass Nahuel Di Pierro an die Seite geholt. Die Bühne war also voll. Das Einzige, was sich darauf nicht fand, war Energie.

Hauptverantwortlich hierfür waren Haim und ihr Concert D‘Astree. Von der Rachearie bis zum Klagegesang - alles klingt tänzerisch, leicht und damit immer auch etwas banal. Dynamik, harte Kontraste, überschäumende Energie suchte man hier vergeblich. Das Ganze war so wild wie eine zierliche Teetasse mit Goldrand und fein ziseliertem Blumenmuster. Bis zu einem gewissen Grad zeigt sich hier die französische Tradition der Barockinterpretation, geschult an Lully und Rameau. In Folge konnte Petibon in forcierten Passagen das gesamte Orchester gleichsam akustisch ausschalten.

Aber, zugegeben: Man merkt Haim selbst die Freude an der Arbeit an. Und Petibon griff wieder in die Vollen, wenn sie mal mit Flosse auf die Bühne kommt oder spielerisch den Konzertmeister schlägt. Auch stimmlich lieferte die 45-Jährige eine gewohnt tadellose Leistung ab, die sich letztlich an den Klangcharakter des Orchesters anpasste und eher auf dramatisches Stimmspiel denn stimmliche Ausnahmeleistungen setzte.

Di Pietro hat es natürlich nicht leicht neben diesem Bühnenwirbelwind, schlägt sich aber gut. Er hat eine ordentliche Tiefe aufzuweisen und für einen Bass beinahe lyrische Qualitäten. Dass es am Ende dann doch noch zwei Zugaben gab, lag auch an seiner Leistung. In Summe ersetzte eine solide Gesamtleistung also jenes Großartige, das an guten Tagen in dieser Konstellation hätte herauskommen können. Aber bekanntermaßen ist Energie ja erneuerbar. Und morgen ist auch noch ein Tag.

(S E R V I C E - http://go.apa.at/qEshIWrL)

(A V I S O - Die APA hat am Samstag, 17. Oktober, unter APA155 ein Interview mit Emmanuelle Haim versendet.)