Bozen will neue Airline und Flüge nach Wien
Südtirol plant einen teuren Neustart für seinen Flughafen. Bis 2035 wird mit bis zu 58 Mio. Euro Verlust gerechnet.
Von Nina Werlberger
Bozen, Wien –Neustart oder zusperren? Wie es mit dem maroden Bozner Flugplatz weitergeht, entscheiden die Südtiroler 2016 per Volksabstimmung. Den Gesetzesentwurf hat die Südtiroler Landesregierung am Dienstag auf den Weg gebracht, gestern stellte LH Arno Kompatscher seinen Plan öffentlich vor. Ziel: ein funktionierender Regionalflughafen.
Der Businessplan liest sich über weite Strecken abenteuerlich. Empfohlen werden darin u. a. der Ausbau des Flughafens samt Pistenverlängerung sowie der Aufbau einer eigenen Fluglinie, eines „Home Carriers“ mit drei bis fünf Flugzeugen. Die Idee einer neuen Südtirol-Fluglinie, gesponsert von Unternehmern, wurde schon öfter kolportiert. Nachdem im Sommer 2015 auch die Darwin Air ihre Flüge von Bozen nach Rom eingestellt hat, gibt es nun keine Linie mehr nach Südtirol. Zuvor waren in Bozen auch Air Alps und Tyrolean gescheitert.
Angestrebt werden zudem etliche Charterflüge sowie Linien etwa nach Rom, Wien, London, Amsterdam oder Paris. Im Flugplan-Entwurf heißt es, die AUA könnte ab 2017 die Strecke Wien – Bozen dreimal pro Woche fliegen, nach fünf Jahren täglich. Bei der AUA plant man allerdings nichts Derartiges: „Wir sind mit allen möglichen Flughäfen im Gespräch, auch mit dem Flughafen Bozen. Aktuell sind aber keine Linienflüge zwischen Wien und Bozen geplant“, sagte ein Sprecher zur TT. Kein Thema ist Bozen auch bei der Air Berlin, die nach dem Wunsch der Südtiroler Berlin, Hamburg und Düsseldorf ansteuern soll: „Es gibt aktuell keine konkreten Pläne, Bozen neu in das Air-Berlin-Streckennetz aufzunehmen.“
Bozen würde weiterhin ein Kleinflughafen bleiben. Eine neue Landebahn darf wegen der schwierigen Lage nur 1462 Meter lang werden. Darauf könnten nur Flieger mit höchstens 156 Passagieren landen. Laut dem Businessplan, den der Wiener Flughafenberater Johann Frank erstellt hat, würde der Flughafen-Ausbau rund 23 Mio. Euro kosten. Im operativen Betrieb wird bis 2035 ein Verlust zwischen 27 und 58 Mio. Euro kalkuliert. Die Handelskammer um Präsident Michl Ebner will die Hälfte der laufenden Kosten zahlen, das Land den Ausbau. Subventioniert würde das Projekt ab 2017 üppig: Jährlich will das Land 2,5 Mio. Euro zuschießen, ab 2022 bis zu 1,5 Mio. Euro. Als Bedingung verlangt Kompatscher 170.000 Passagiere jährlich ab 2022. Kritik kommt vom BürgerUnion-Abgeordneten Andreas Pöder: „Kompatscher verschweigt, dass ein Regionalflughafen nur mit mindestens 300.000 Fluggästen halbwegs volkswirtschaftlich und betriebswirtschaftlich sinnvoll ist.“ Am Innsbrucker Flughafen wurden im Vorjahr übrigens 991.000 Passagiere gezählt.