Medikamentenkosten - WGKK-Reischl: „Inszenierte Empörung“

Wien (APA) - Wenig Verständnis für den Protest der Pharmaindustrie hat am Mittwoch Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WG...

Wien (APA) - Wenig Verständnis für den Protest der Pharmaindustrie hat am Mittwoch Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) und Vorsitzende der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, erkennen lassen. Sie verwies auf hohe Kostensteigerungen im Vorjahr. Das Rabattvolumen im vorliegenden Gesetzesentwurf könne nur ein erster Schritt sein.

„Die inszenierte Empörung der Pharmabranche anlässlich des Entwurfs zu einem Rabattgesetz gepaart mit unseriösen Anschuldigungen gegen die Sozialversicherung zeigt, dass die Branchenvertreter versuchen, mit allen Mitteln die Tatsachen zu vernebeln“, kritisierte Reischl in einer Aussendung. Für die Sozialversicherung gelte, dass die Medikamentenkosten im Schnitt um maximal drei Prozent im Jahr steigen dürfen. „Diesen Wert haben wir in der jüngsten Vergangenheit zum Teil massiv überschritten.“

So sei die soziale Krankenversicherung bereits seit Mitte 2014 mit einer außerordentlichen Steigerung des Medikamentenaufwands konfrontiert. Für das Gesamtjahr 2015 werde österreichweit eine Steigerung von 7,2 Prozent erwartet. Diese Zahlen, betonte Reischl, basierten auf den Daten der Pharmazeutischen Gehaltskasse, die sämtliche öffentliche Apotheken umfasse und nicht im Naheverhältnis der Sozialversicherung agiere.

„Angesichts dieser Steigerungsraten, die das solidarische System an seine Grenzen treiben, kann das Rabatt-Volumen, das im aktuellen Gesetzesentwurf vorgesehen ist, nur ein erster Schritt sein.“ Jüngste Beispiele wie etwa die neuen Behandlungen gegen Hepatitis C würden zeigen, dass die „astronomischen Preise“ weniger mit Innovation als viel mehr mit besonderem Gewinnkalkül der Industrie zu tun hätten.

Sie verwies darauf, dass bei der WGKK die durchschnittlichen Kosten für eine Heilmittelpackung bei rund 23 Euro liegen, während sie für eine Packung aus der Gruppe der neuen Hepatitis-C-Medikamente rund 14.270 Euro betragen. „Derartige Preise sind willkürlich und unethisch“, meinte Reischl. „Anstatt mit Drohungen und Angstmache gegenüber den Patientinnen und Patienten zu agieren, täte die ohnehin in sich gespaltene Pharmabranche gut daran, die finanziellen Ausritte einzelner in den Griff zu bekommen.“