Theatermuseum: Theater erzählen „Die Geschichte Europas“
Wien (APA) - Die Geschichte Europas von seinen Theatern erzählen zu lassen, ist für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) „ein originel...
Wien (APA) - Die Geschichte Europas von seinen Theatern erzählen zu lassen, ist für EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) „ein origineller Ausgangspunkt“. Das erfährt man auf einer großen Schrifttafel zu Beginn der neuen Sonderausstellung im Theatermuseum. „Die Geschichte Europas - erzählt von seinen Theatern“ ist eine mit EU-Geldern unterstützte Wanderausstellung. Ihre dritte Station ist nun Wien.
Die Konzeption der Schau habe 2012 begonnen, parallel zum Aufbau der „Europastraße Historische Theater“, einem zwölf Routen umfassenden Kulturtourismus-Projekt, schilderte Carsten Jung, Generalsekretär der Gesellschaft der historischen Theater Europas, bei der heutigen Pressekonferenz. Dafür sei eine Bestandsaufnahme aller 3000 bis 3.500 historischen Theater initiiert worden, die nun in einer im Aufbau befindliche Online-Datenbank erfasst werden. Diese Theater seien „ganz unterschiedlich genutzt“, so Jung. „Das reicht von musealer Nutzung bis zum täglichen Theaterbetrieb. Speziell in Italien sind viele historische Theater geschlossen, da gibt es Gebäude, in die seit Jahrzehnten niemand mehr hineingeschaut hat.“
Für die Wanderausstellung, die schon in Warschau und Kopenhagen zu sehen war, haben erstmalig sechs europäische Theatermuseen zusammengearbeitet. Bis 2017 folgen weitere Stationen in München, Ljubljana und London. Das bunte Ausstellungsdesign von Gerhard Veigel erinnert ein wenig an Kindergartenmöblierung. „Das Motto der EU ist Einheit in der Vielfalt. Dies haben wir versucht, in der Ausstellungsarchitektur umzusetzen: Die Vielfalt drückt sich in den vielen Farben aus, angelehnt an den Nationalflaggen der Länder“, sagte Jung.
Mit über 250 Exponaten versucht man die Geschichte Europas von der Antike bis zur Gegenwart in den Theaterformen und Theaterbauten der verschiedenen Epochen widerzuspiegeln. Dabei geht man nicht chronologisch vor, sondern nähert sich in neun Kapiteln verschiedenen Themenkomplexen an: „Impulse vom Mittelmeer“, Religion, Architektur, Ästhetik und Technologie, Nation, „Grenzen überwinden“, Krieg, Demokratie und „Feuer!“. Für Letzteres fühlte man sich in Wien besonders zuständig, hatte doch der Ringtheaterbrand von 1881, der mindestens 450 Opfer forderte, europaweite Auswirkungen auf die Bau- und Betriebsvorschriften für Theater. Ein aus der Brandruine stammender Gebäudeschmuck-Rest zählt neben zeitgenössischen Medienberichten zu den aus Wien stammenden Exponaten.
Anhand einiger Raumbühnen-Visionen und mancher Theater-Modelle, aber auch mit einer Heliogravure des bekannten Klimt-Gemäldes des Zuschauerraum im alten Burgtheater, auf dem sich nahezu die gesamte Wiener Gesellschaft wiedererkennen durfte, kann man nachvollziehen, dass es zwischen Gesellschafts- und Regierungsformen und Theaterarchitekturen stets Verbindungen gab. Weniger nachvollziehen kann man manche grafische Gestaltung der deutlich politisch-didaktischen Ausstellung. In einer Schaugrafik über „demokratische und andere Länder“ in Europa gilt Ungarn neben Russland als einziges „anderes“ Land...
(S E R V I C E - „Die Geschichte Europas - erzählt von seinen Theatern“, Ausstellung im Theatermuseum, Wien 1, Lobkowitzplatz 2,22. Oktober 2015 bis 28. März 2016, Täglich außer Di 10 - 18 Uhr, Ausstellungs-Magazin, herausgegeben von Carsten Jung, Deutsch und Englisch. 5 Euro, www.theatermuseum.at; www.europastrasse.info; www.theatre-architecture.eu)
(B I L D A V I S O - Bild-Download unter www.theatermuseum.at/presse)