Holzindustrie Schweighofer - Beschwerde nach Vorwürfen in Rumänien
Wien (APA) - Die Naturschutzorganisation WWF hat am Mittwoch beim Bundesamt für Wald eine Beschwerde gegen das Unternehmen Holzindustrie Sch...
Wien (APA) - Die Naturschutzorganisation WWF hat am Mittwoch beim Bundesamt für Wald eine Beschwerde gegen das Unternehmen Holzindustrie Schweighofer eingebracht. Die österreichische Firma steht in Rumänien unter Verdacht, von Zulieferern illegal geschlägertes Holz gekauft zu haben. Dazu wurde in Wien ein neuer Bericht der US-Umweltorganisation EIA vorgelegt. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.
„Schweighofer ist einer der größten Holzkonzerne Europas und dabei leider auch einer der größten Treiber für illegalen Holzeinschlag in Rumänien“, sagte Alexander von Bismarck, Direktor der EIA (Environmental Investigation Agency). „Unmengen von illegalem Holz“ würden in die Sägewerke der Firma fließen. Er wiederholte bei der Pressekonferenz bereits im Frühjahr bekannt gewordene Details aus dem EIA-Bericht, wonach Schweighofer undercover illegales Holz angeboten wurde. Die Top-Mitarbeiter hätten in zwei Meetings jeweils geantwortet: „Kein Problem“. Den Lieferanten seien sogar Bonuszahlungen zugesagt worden.
„Im Februar 2014 wurde ein Rodungsgebiet in einem Nationalpark entdeckt“, berichtete Gabriel Paun, Präsident der rumänischen NGO Agent Green. Die Umweltschützer verfolgten demnach 500 Lkw mit rund 10.000 Kubikmeter illegal gerodetem Holz. Als einer der Trucks auf das Firmengelände von Schweighofer fuhr, sei er von einem Security mit Pfefferspray angegriffen und am Filmen gehindert worden, sagte Paun. Einige Zeit später habe die NGO Abholzungen in einem Wald beobachtet, der illegal von Schweighofer gekauft worden sei. Illegales Holz aus Rumänien soll außerdem auch bei Baumärkten und anderen Handelsunternehmen in Österreich auf dem Markt gelandet sein.
Die Beschwerde des WWF wurde nach der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) eingebracht, erläuterte Andrea Johanides, Geschäftsführerin der Umweltorganisation. Das österreichische Bundesamt für Wald solle nun ermitteln, ob Verletzungen der Verordnung vorliegen. „Wir sind nicht in der Position darüber zu urteilen, in welchem Ausmaß diese Anschuldigungen, die der Bericht zeigt, rechtlich relevant sind“, hielt Johanides fest. Die Summe der Informationen zeichne aber „für uns ein dramatisches Bild in Rumänien“.
Gleichzeitig übte Johanides Kritik an den EUTR-Regelungen. Die Verordnung „funktioniert aus unserer Sicht heute nicht“, sagte die WWF-Geschäftsführerin. In 28 EU-Ländern gebe es 28 unterschiedliche Umsetzungen. In Österreich sei beispielsweise das Strafmaß für Verfehlungen mit maximal 30.000 Euro nicht abschreckend genug. Außerdem seien nicht alle Holzprodukte erfasst, verwies Johanides auf weitere Schwachstellen, die „raschest geschlossen werden“ sollten. Aber auch die Unternehmen selbst müssten ihren Verpflichtungen in der Verordnung viel stärker nachkommen. Die Firmen haben „eine moralische Verantwortung“, sagte Johanides.
Schweighofer dementierte die Anschuldigungen im Anschluss an die Pressekonferenz als „unwahr“ und sah ein „unseriöses Vorgehen“ der Umweltschutzorganisationen. „Wir sind uns der Problematik bewusst, dass es in Rumänien illegale Schlägerungen gibt“, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme, die an Journalisten verteilt wurde. Schweighofer „kauft jedoch nur Holz aus legalen Quellen“. Jede Lieferung werde „mit allen technisch- und menschenmöglichen Maßnahmen“ überprüft. Außerdem gebe es im Zusammenhang mit Grundstückskäufen einer Tochtergesellschaft „keinerlei Vorwurf“ gegen Schweighofer.
Das rumänische Umweltministerium hatte nach Kontrollen bei den Niederlassungen von Schweighofer im Sommer eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Ermittelt wird wegen des Verdachts, dass von Zulieferern illegales Holz gekauft wurde. Schweighofer ist seit 2002 in Rumänien aktiv und mittlerweile Marktführer. Die rumänische Regierung schätzt laut Johanides, „dass mindestens 24 Prozent des Holzes, das in Rumänien auf dem Markt ist, illegal ist“. Nach Angaben der EIA sind es mehr als 50 Prozent.