Familiensynode: Deutschsprachige Gruppe distanziert sich von Pell

Vatikanstadt (APA) - Bei der Bischofssynode zu Ehe und Familie in Rom nehmen offenbar die Spannungen zu. So hat sich die deutschsprachige Gr...

Vatikanstadt (APA) - Bei der Bischofssynode zu Ehe und Familie in Rom nehmen offenbar die Spannungen zu. So hat sich die deutschsprachige Gruppe am Mittwoch entschieden von Äußerungen einzelner Teilnehmer distanziert. Ins Kreuzfeuer der Kritik ist ein Interview des australischen Kardinals George Pell mit dem französischen Blatt „Le Figaro“ geraten.

Im Interview sprach Pell von einem „Kampf“ zwischen Anhängern von Benedikt XVI., die eine konservative Linie in Bezug auf wiederverheiratete Geschiedene einnehmen, und Sympathisanten des emeritierten deutschen Kurienkardinals Walter Kasper, der eine stärkere Öffnung bezüglich dieses Themas fordert. „Mit großer Betroffenheit und Trauer haben wir die öffentlichen Äußerungen einzelner Synodenväter zu Personen, Inhalt und Verlauf der Synode wahrgenommen. (...) Die gebrauchten Bilder und Vergleiche sind nicht nur undifferenziert und falsch, sondern verletzend“, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der von Kardinal Christoph Schönborn geleiteten deutschen Sprachgruppe.

„Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten“ sei es immer wieder „zu harten und unbarmherzigen Haltungen gekommen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete“.

Die deutsche Sprachgruppe schlägt eine umfassende Erneuerung der katholischen Ehe-Theologie durch das kirchliche Lehramt vor. Im am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Gruppe heißt es laut Kathpress wörtlich: „Wir empfehlen ein vertieftes Studium dieser Fragen mit dem Ziel einer lehramtlichen Neubewertung und einer größeren Kohärenz der dogmatischen, moraltheologischen und kirchenrechtlichen Aussagen zur Ehe mit der pastoralen Praxis.“ Für wiederverheiratete Geschiedene schlägt die Gruppe vor, dass künftig ein Priester im Gespräch mit dem jeweils Betroffenen klären soll, ob nach der Schließung einer weiteren Zivilehe „ein Zugang zu den Sakramenten möglich ist“.

Der Papst hat indes die Gläubiger bei der Generalaudienz am Mittwoch aufgerufen, für die Synodenväter zu beten. „Gott segne ihre Arbeit, die mit kreativer Treue und Vertrauen in Gott geführt wird“, betonte der Heilige Vater. Die Familiensynode wird am Samstag nach dreiwöchigen Beratungen Papst Franziskus einen Abschlussbericht vorlegen. Brisante Themen bei der Synode waren vor allem die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion und der Umgang mit Homosexuellen.