„Nicht nur im eigenen Sumpf waten“
Die Neue Oper Wien zeigt die Tanzoper „Judith/Schnitt_Blende“ der Tiroler Komponistin Judith Unterpertinger.
Wien –Sie könne „mit der Musik viel ausdrücken“, sagt Judith Unterpertinger. „Aber eben nicht alles“. Weshalb die gebürtige Hallerin, Jahrgang 1977, die Fühler gern auch in andere Richtungen ausstreckt. Bildende Kunst, Performance, Tanz: Das Spartenübergreifende zieht sich durch ihr Werk, sie schickt die Musiker ins Publikum, lässt es wandeln, arbeitet mit Videos, mit Künstlern wie Michael Wegerer (im Projekt „Piano Sublimation“) oder auch mit dem eigenen Körper – „es macht mir einfach Spaß, zu performen“. Und überhaupt, so Unterpertinger im Gespräch mit der TT, finde sie es „interessant, nicht nur im eigenen Sumpf zu waten, sondern offen zu bleiben, verschiedene Genres so zu verbinden, dass eines das andere bedingt“.
Man kennt Judith Unterpertinger, die Komposition und Klavier in Linz und Wien studiert hat, auch als Juun, als Instrumentalistin ist sie in verschiedenen Ensembles aktiv, zuletzt etwa bei No Business for Dogs, aktuell bei DeepseafishK. Anpassung an einzementierte Musikgenres ist auch dabei ihre Sache nicht. „Die Klassiker sind schwarz angezogen, die Jazzer bunt“ – solche Zuschreibungen, sagt die Musikerin, die auch Jazz-Klavier studiert hat, hätte sie schon an der Universität reichlich seltsam gefunden.
Heute Donnerstag bringt die Neue Oper Wien Unterpertingers Tanzoper „Judith/Schnitt_Blende“ für drei Stimmen, Fagott, Viola da Gamba, Clavichord, Tanz und Video auf die Bühne der Hofstallung des Mumok: Es ist ein gewachsenes Projekt, gewachsen auch aus der 2013 in St. Pölten uraufgeführten Kammeroper „Judith“. Auch diese war schon eine Auseinandersetzung mit der 2010 verstorbenen Großmutter, von der Unterpertinger den Vornamen geerbt hat, außerdem mit der biblischen Judith-Figur – und schließlich auch mit dem Selbst.
Unterpertinger: „Es ist eine Auseinandersetzung mit drei Frauenfiguren aus drei Zeiten, auch mit dem Spannungsfeld, das sich daraus ergibt.“ In dieses Spannungsfeld begibt sich Martina Haager als Tänzerin, mit Choreografin Katharina Weinhuber verbindet Unterpertinger bereits eine langjährige Zusammenarbeit bei verschiedenen Projekten – „Wir kommen immer wieder projektbezogen zueinander“. „Judith/Schnitt_Blende“ ist so ein Fall, die Tanzoper, für die Magdalena Knapp-Menzel das Libretto schrieb, ist abgesehen von der heutigen Premiere noch am 24. und 25. Oktober zu sehen. (jel)