Ex-Wacker-Boss Stocker für Solidarität mit Austria Salzburg
Gerhard Stocker, langjähriger Wacker-Obmann (2003–2008) und Bundesliga-Vizepräsident (04–12), nimmt zu Austria Salzburg, Wacker und Co. Stellung.
Wacker präsentierte rund um Alfred Hörtnagl die „Vision 2020“. Der Traum von einem FC Wacker als stabilem Bundesliga-Klub lebt. Wie geht’s Ihnen als ehemaligem Obmann damit?
Gerhard Stocker: Vorweg: Da ich keine offiziellen Ämter mehr im österreichischen Fußball bekleide, äußere ich mich hier als Privatperson! Wackers toller Saisonstart ist natürlich gleich wie die Entschuldung eine super Geschichte, die den Zugang zu Politik und Wirtschaft erleichtert. Und wer außer Alfred Hörtnagl soll ein besseres Gesicht als führender Repräsentant sein? Die Frage ist, ob ihn wirklich alle unterstützen oder wieder irgendwo Heckenschützen lauern, die eine Gaudi haben, wenn’s nicht läuft. Ich hoffe, Probleme werden im Hinterzimmer und nicht in der Öffentlichkeit diskutiert. Sportlich gehört Wacker alleine schon wegen der Stadionkapazität in die Bundesliga.
Ein gutes Stichwort: Das Erste-Liga-Spiel zwischen Austria Salzburg und dem LASK wurde auf 24. November verschoben. Ein Stadion für dieses Hochsicherheitsspiel fehlt noch immer.
Stocker: Im Lizenzierungsverfahren war von den Behörden alles noch okay. Jetzt wird neu beurteilt und auf einmal ist sowohl das My-Phone-Stadion in Maxglan als auch das Ausweichstadion in Schwanenstadt nicht mehr geeignet. Losgegangen ist’s mit dem Geisterspiel gegen Wacker, das den Salzburgern eine Kostenvorschreibung von über 50.000 Euro für Sicherheitsvorkehrungen außerhalb des Stadions beschert hat.
Wie lässt sich diese Problematik lösen?
Stocker: Es muss gemeinsam gearbeitet werden. Nicht so, dass die Behörde vorgibt und die Vereine zahlen. Vereine, Fans, Behörde – alle an einen Tisch. Das Match Austria Salzburg – Wacker wurde nach einem Plakat am Tivoli (sinngemäßer Inhalt: „Alles gegen Salzburg – wir machen sie platt“, Anm.) von allen Seiten aufgeschaukelt. Fragen wir die Fans: „Wollt ihr den Fußball kaputtmachen – was können wir gemeinsam tun?“ Fan-Arbeit ist Sozialarbeit. Ein Plakat ist aber nur wie eine Bilanz, die etwas abbildet. Was dahinterliegt, ist viel wichtiger. Aber der gesellschaftliche Ansatz ist, sich bestmöglich abzusichern und im Fall der Fälle nach Schuldigen zu suchen.
Was hat Austria Salzburg zu befürchten?
Stocker: Salzburg muss das zu Hause und Bundesland-intern lösen, sonst wird’s problematisch. Das Geld gehört ins eigene und nicht in ein Ausweich-Stadion investiert. Die Behörde macht es sich aber auch zu leicht.
Glauben Sie, dass sogar ein Lizenzentzug im Raum stehen könnte?
Stocker: Aus meiner Zeit bei der Bundesliga weiß ich, dass große Solidarität unter den 20 Klubs und für die zwei Zehnerligen herrscht. Unterjährig den Spielbetrieb bei einem Team einzustellen, strebt sicher niemand an.
Zwei Zehnerligen bedeuten nach wie vor, dass einer der drei Regionalliga-Meister sicher nicht aufsteigt. Vielleicht wieder Wattens ...
Stocker: Ich bin in der Bundesliga nach wie vor der „Mister 20 Vereine“. Ich bin für ein Modell 10-10-16, das heißt zwei professionelle Zehnerligen und eine österreichweite Regionalliga mit 16 Teams, die die Kluft zwischen Amateur- und Profifußball kleiner macht. Da liegt ein großes Problem. Der Erste dieser Regionalliga soll direkt aufsteigen, der Zweite in die Relegation. Auf jeden Fall ist es nicht sinnvoll, die zwei Zehnerligen in Frage zu stellen.
Das Gespräch führte Alex Gruber