Historiker: Netanyahu reiht sich in Liste der Holocaust-Leugner ein

Wien (APA) - Israelische Historiker haben Regierungschef Benjamin Netanyahu wegen seiner Äußerungen zur angeblich zentralen Rolle des paläst...

Wien (APA) - Israelische Historiker haben Regierungschef Benjamin Netanyahu wegen seiner Äußerungen zur angeblich zentralen Rolle des palästinensischen Großmuftis von Jerusalem an der Judenvernichtung in Nazi-Deutschland scharf kritisiert. „Damit hat sich Netanyahu in die lange Liste jener Leute eingereiht, die wir als Holocaust-Leugner bezeichnen“, sagte Moshe Zimmermann von der Hebrew University.

Netanyahu erklärte in einer Rede vor einem Zionistenkongress am Dienstagabend, Großmufti Amin al-Husseini habe während seiner Zeit in Berlin eine „zentrale Rolle“ in der sogenannten Endlösung der Nazis gespielt. In einem Gespräch 1941 habe er Hitler, der bis dahin die Juden vertreiben wollte, zu ihrer Vernichtung aufgefordert.

Zimmermann, ein Experte für deutsche Geschichte, sagte laut der „New York Times“, eine solche Äußerung sei in einem Gesprächsprotokoll des Treffens von Hitler mit dem Mufti nicht enthalten. Es handle sich vielmehr um einen „Trick“ Netanyahus, um den Palästinensern von heute Schuld am Holocaust zuzuweisen.

Der Historiker Meir Litvak von der Universität Tel Aviv bezeichnete die Rede als eine „Lüge“. Es handle sich um die Höhe der Verzerrung der Geschichte.

De deutsche Geschichtswissenschaftler Stefan Ihrig vom Van Leer Institut in Jerusalem sagte der „New York Times“, Netanyahu habe Recht darin, eine Verbindung zwischen dem Großmufti und den Nazis herzustellen. Aber dies dürfe nicht dazu dienen, die Schuld anderen als den Nazis zuzuweisen. „Die Logik und der Weg, der nach Auschwitz führte, waren gänzlich ein deutscher und einer der Nazis“, sagte Ihrig.

Der Historiker Edy Cohen von der Bar-Ilan-Universität, der als Experte für die Kollaboration von Arabern mit den Nazis gilt, äußerte sich unterstützend zu den Äußerungen Netanyahus. Hitler und Großmufti Husseini hätten sich „gegenseitig inspiriert“. Er räumte jedoch ein, es sei unmöglich, auf präzise Art die Idee zur Auslöschung der Juden einer Person zuzuschreiben.