Eine Stimme für die Lust am neuen Hören
Mit dem offenen Forum ConTakt nimmt eine landesweite kulturelle Plattform zur Förderung der Alten Musik die Arbeit auf.
Von Ursula Strohal
Innsbruck –So viele Musiker, Ensembleleiter, Veranstalter, Forscher und Begleiter der Tiroler Szene der Alten Musik sah man noch nie in einem Raum. Mittwochabend luden die Initiatoren von ConTakt zum ersten Treffen ins Innsbrucker Audioversum. In Verbindung mit einem von Karl Gostner (Innsbruck Tourismus) angeregten „Runden Tisch Alte Musik“ entwickelten der Musikwissenschafter Franz Gratl und die Musikerin und Pädagogin Ilse Strauß-Weisz die neue Plattform: „Wir wollen der Alten Musik eine Stimme geben, Initiativen bündeln und den Tiroler Pioniergeist von einst in die Gegenwart tragen.“
ConTakt ist ein öffentliches & offenes Forum für die heimische Alte-Musik-Szene Tirols und richtet sich an Künstler, Veranstalter und Interessierte. Geplant ist ein breites Spektrum unterschiedlichster Formate, das von Diskussionen, Vorträgen, Präsentationen bis zu Gesprächs- und Kinderkonzerten reicht.
Der erste ConTakt-Diskussionsabend begann mit einer Triosonate von Telemann und Statements der prominenten Besetzung. Barockoboist Alfredo Bernardini erinnerte an den einstigen Pioniergeist unter Otto Ulf und wies auf das zentrale, bekannte Problem hin: 30, 40 Jahre später ist das Neue nicht mehr neu. Die Alte-Musik-Bewegung entstand als Rebellion gegen einstigen Mainstream und sei heute selbst Mainstream. Aber: Sie bleibe ewig schön. Eine Chance für heute sieht er in pädagogischen Konzepten. „Das Institut für Alte Musik war eine Chance. Es gibt so viele phantastische Musiker hier, es fehlt die Zusammenführung. Warum gibt es kein Orchester?“
Der Barockoboistin Carin van Heerden „fällt hier das außergewöhnlich hohe Niveau der Kinder und Jugendlichen auf. Aber was ist danach?“ Sie spürt auch das besondere „Feuer“ des Publikums. Cembalist Wolfgang Brunner mahnte vor zu viel Krisengerede: „Es geht uns gut.“
Ebenfalls geladen war Carsten Hinrichs, an René Jacobs’ Seite bei den Festwochen Dramaturg und Pressesprecher, heute Rondo-Chefredakteur. Er sieht die Bewegung Alte Musik hier verortet: „Man soll mit den Pfunden wuchern.“ Hinrichs schlug vor, in neuen Konzertformaten „alle Strömungen abzubilden“, „denn Alte Musik war immer ein Experimentierfeld, Alte Musik ist die Lust am neuen Hören“.
In der Diskussion hielt sich die Szene weitgehend bedeckt. Einig ist man sich darüber: Versuche, etwas Nachhaltiges aufzubauen, hat es gegeben – vergeblich. Ohne politische Unterstützung geht es nicht. Von der Politik gibt es keinen Mut zu Neuem. Dem Gießkannenprinzip der Subventionsvergabe liegt kein Konzept zugrunde, kleine Veranstalter kommen zu kurz. Das vorhandene Potenzial braucht ein Netzwerk.
Den Namen dafür gibt es schon: ConTakt.