Weltpolitik

US-Vizepräsident Biden wird nicht kandidieren

US-Vizepräsident Joe Biden.
© EPA/FERNANDO BIZERRA JR.

Der 72-Jährige US-Vizepräsident gab seine mit Spannung erwartete Entscheidung am Mittwoch in Washington bekannt.

Washington – US-Vizepräsident Joe Biden erklärte kürzlich in den USA, dass er nicht bei den Präsidentschaftswahlen 2016 kandidieren wolle. Damit machte er monatelangen Spekulationen um seine Kandidatur ein Ende.

„Ich habe beschlossen, dass des vorbei ist“, so der amerikanische Vizepräsident. Biden hat das Wochenende in Delaware mit seiner Familie verbracht und sich dabei gründlich Gedanken gemacht, berichtet die Washington Post. Trotz wachsender öffentlicher Unterstützung habe er sich letztlich dagegenentschieden. In den letzten Wochen seien weder er noch seine Familie zu der Überzeugung gelangt, dass eine Kandidatur gut sei, so Biden.

Das Zeitfenster für eine „realistische Präsidentschaftskampagne“ habe sich geschlossen, sagte er.

Damit bleiben mit der früheren Außenministerin und First Lady Hillary Clinton sowie Senator Bernie Sanders aus dem Bundesstaat Vermont zwei Bewerber mit ernstzunehmenden Chancen um die Kandidatur für die demokratische Partei. Clinton gilt als hohe Favoritin.

Biden der Politprofi

Joe Biden ist unter den Namen, die als Bewerber um die Nachfolge von Barack Obama als Präsident der Vereinigten Staaten genannt werden, einer der klangvollsten. Biden ist Politprofi durch und durch und kennt den Betrieb in Washington seit Jahrzehnten. Er wurde schon 1973 zum Senator gewählt.

Zweimal versuchte sich der heute 72 Jahre alte Biden bereits als Bewerber um das Präsidentenamt für seine demokratische Partei. 1988 stieg er nach Plagiatsvorwürfen frühzeitig aus dem Rennen aus und überließ es seinem Parteifreund Michael Dukakis, haushoch gegen George Bush zu verlieren. 2004 konnte sich Biden gegen Barack Obama ebenfalls nicht durchsetzen und scheiterte schon bei der ersten Vorwahl klar.

Biden stammt aus dem Steuerparadies Delaware an der US-Ostküste und ist passionierter Bahnfahrer. Er ist in zweiter Ehe mit Jill verheiratet. Seine erste Frau verunglückte 1972 an der Seite von Tochter Naomi tödlich. Es war der erste Schicksalsschlag für den heutigen Vizepräsidenten.

Trauer um Sohn mitentscheiend

Im Mai dieses Jahr starb seit ältester Sohn Beau an einem Hirntumor im Alter von nur 46 Jahren. Biden trauerte öffentlich, sein Sohn soll sich eine Kandidatur des Vaters gewünscht haben. Die Trauer um seinen verstorbenen Sohn habe seine Entscheidung beeinflusst, sagte der demokratische Politiker am Mittwoch.

Der als liberal geltende Biden, dem politische Gegner zuletzt schwere sachpolitische Einschätzungsfehler vorwarfen, ließ sich sehr lange Zeit mit der Entscheidung über eine erneute Kandidatur. Der passende Zeitpunkt wollte nicht kommen, die parteiinterne Hauptrivalin Hillary Clinton gab sich nicht die entscheidende Blöße. Viele US-Kommentatoren sahen zuletzt für Obamas Vize kaum noch Spielraum und stellten die Frage: „Warum jetzt?“ (APA/TT.com)