Börse

Ferrari-Premiere in New York: Pferdchen galoppierte an die Börse

Ferrari startete im Oktober an der New Yorker Börse durch.
© Reuters

Ein echter Ferrari ist für die meisten Menschen unerschwinglich. Ein kleines Stück an der italienischen Edel-Automarke kann nun aber in Form von Aktien an der Börse gekauft werden. Anlegern gefällt das.

New York – Acht Ferraris stehen auf der Wall Street, das historische Gebäude der New York Stock Exchange ist mit einem überdimensionalen Banner des italienischen Luxus-Sportwagenbauers geschmückt. „Es ist ein großer Tag, ich bin aufgeregt und freue mich auf die großartige Fahrt, die vor uns liegt“, spricht John Elkann, Aufsichtsratschef der Ferrari-Mutter Fiat Chrysler (FCA), in die Mikros der Journalisten. Der Erbe des legendären Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli lässt sich den Börsengang in New York nicht entgehen.

Am Mittwoch handelten die Ferrari-Papiere unter dem passenden Kürzel RACE - zu Deutsch: Wettrennen - erstmals an der Wall Street. Und wie es sich für eine Formel-1-Kultmarke gehört, wurde zum Start gleich der Turbo eingelegt. Die zum Preis von 52 Dollar ausgegebenen Aktien schossen sofort in die Höhe - der erste offizielle Kurs lag bei 60 Dollar (52,85 Euro). Das ist vor allem ein Erfolg für Ferrari-Präsident und FCA-Vorstandschef Sergio Marchionne, der den Börsengang eingefädelt hat. Um 18.30 Uhr MESZ notierten die Papiere noch bei 56,16 Dollar.

Als er vor einem Jahr ankündigte, das Aushängeschild des FCA-Konzerns auf das berühmte Parkett zu bringen, schätzte er, dass die Edelmarke es auf eine Bewertung von etwa zehn Milliarden Dollar bringen würde. Viele Analysten hielten diese Zahl für unrealistisch. Doch der clevere Italo-Kanadier sollte recht behalten. Letztlich brachte es Ferrari auf mindestens 9,8 Milliarden Dollar, als Marchionne zur Wochenmitte den Handel an der Wall Street mit dem traditionellen Läuten der Börsenglocke eröffnete.

Bisher hielt FCA 90 Prozent an Ferrari. Der Rest gehört Piero Ferrari, Sohn des legendären Firmengründers Enzo Ferrari (1898-1988), der einst mit dem „Cavallino rampante“, dem sich aufbäumenden Pferdchen, das vielleicht bekannteste Markenzeichen Italiens schuf und in seiner Heimat eine Kultfigur ist. FCA trennte sich beim Börsengang zunächst nur von neun Prozent seiner Anteile und nahm so 893 Millionen Dollar ein. Diese Summe würde aber steigen, wenn die an der Platzierung beteiligten Banken ihre Kaufoptionen für ein weiteres Prozent ziehen.

Die restlichen 80 Prozent bleiben bei Fiat Chrysler - erst einmal, denn Anfang 2016 sollen sie dann an die FCA-Aktionäre verteilt werden. Dann wird jeder Fiat-Kleinaktionär Anteilseigner an der Nobelmarke, von der 2014 nur 7255 Stück die Werkstore in Maranello verließen. Jedes Jahr strömen Liebhaber aus aller Welt in die Kleinstadt südlich von Enzo Ferraris Geburtsort Modena, um sich das Ferrari-Museum anzuschauen oder zu Preisen ab 70 Euro aufwärts pro zehn Minuten selber eine Runde mit einem der Flitzer zu drehen.

Befürchteter Stotterstart blieb aus

Lange hatte der Börsengang des „Pferdchens“ einen Stotterstart befürchten lassen. Nach der FCA-Ankündigung, die Sportwagentochter abzuspalten, zog sich das Ganze unerwartet lange hin. Am Ende war die Euphorie aber groß - und das trotz des schwierigen Marktumfelds, das zuletzt mehrere Unternehmen bewogen hatte, Börsengänge abzublasen. Doch nicht alle teilen die Begeisterung: „Einige Cheerleader brauchen eine kalte Dusche“, warnt Max Warburton vom Analysehaus Bernstein. Ferrari sei wachstumsschwach und verschlinge massive Technologie-Kosten, warnt der Branchenkenner.

FCA-Chef Marchionne, den sie intern auch „den Mann mit den zwei Gehirnen“ nennen, dürfte sich so oder so die Hände reiben. Er hat das „Cavallino“ geschickt im Sinne des Konzerns genutzt, dem er bis zu seinem für 2018 angekündigten Rückzug wieder zu altem Glanz verhelfen will. Denn Fiat-Chrysler-Aktien wurden zum Verkaufsschlager, als bekannt wurde, dass es dafür Ferrari-Anteile geben wird. Seit Marchionne den Ferrari-Börsengang ankündigte, ist der FCA-Kurs um 60 Prozent gestiegen. Hauptprofiteur ist somit die Konzernmutter, die zum satten Erlös auch noch Kurspflege erhielt. (dpa)