Den Blick für soziale Verantwortung schärfen
Ab Ende November schenken Osttiroler Schüler wieder Zeit. Der freiwillige junge Einsatz im letzten Jahr war – bis auf eine einzige Ausnahme – weiblich.
Von Claudia Funder
Lienz –Vorlesen, spielen, spazieren gehen, Lernhilfe geben oder einfach nur plaudern – für die Tätigkeitsfelder gibt es kaum Grenzen. Im Jahr 2001 wurde „Zeit schenken“ in Tirol als Projekt des Freiwilligenzentrums gemeinsam mit den Barmherzigen Schwestern begonnen. 2003 fiel der Startschuss der Aktion auch in Osttirol, wo sie von der Caritas organisiert wird.
Das Konzept ist ebenso einfach wie großartig: Schüler ab den 6. Oberstufenklassen bzw. 2. Klassen einer weiterführenden Schule schenken sechs Monate lang einmal pro Woche nach dem Unterricht ehrenamtlich zwei Stunden Zeit und Aufmerksamkeit – in Einrichtungen, in denen beides großen Wert hat.
Was die Jugendlichen zurückbekommen, ist kein Lohn, aber dennoch lohnenswert: ein Lächeln, Dankbarkeit, aber auch Erfahrung und mitunter neue Sichtweisen.
In Osttirol nimmt den Kontakt zu den teilnehmenden Lienzer Schulen – Fachschule der Dominikanerinnen, Borg, BG/BRG, HLW und HAK – die Projektkoordinatorin und Caritas-Mitarbeiterin Barbara Pichler auf. Gleichzeitig schlägt sie Brücken zu den rund 20 Einrichtungen im Bezirk, in denen Zeit geschenkt werden kann. Dazu zählen etwa das Wohn- und Pflegeheim, die Lebenshilfe, das SOS-Kinderdorf und Asylwerber-Unterkünfte, um nur einige beispielhaft zu nennen. „Schüler, die nicht aus Lienz sind, können sich auch in ihrem Heimatort engagieren“, betont Pichler, die hierfür ebenfalls die nötigen Netze spannt. „Wünsche bezüglich bevorzugten Einrichtungen werden nach Möglichkeit berücksichtigt.“
Bei „Zeit schenken“ handelt es sich um ein Schulprojekt, die Freiwilligen sind während des Engagements versichert, werden begleitet und erhalten am Ende ein Zertifikat.
Beginn der Aktion ist, erklärt Pichler, traditionell der Elisabethtag. Heuer werde man wenig später, am Montag, den 23. November, starten. „Derzeit sind die Schüler dabei, sich zu entscheiden“, verrät Pichler im Gespräch mit der TT. „In einer Woche steht fest, wie viele sich in diesem Schuljahr engagieren wollen und an die Einrichtungen vermittelt werden können.“
Dass der freiwillige Einsatz für diese Aktion vorwiegend weiblich ist, zeigt sich seit Jahren. Im letzten Schuljahr hatten die Mädchen aber auffallend weit die Nase vorn. „Unter den 30 Schülern, die das Zertifikat bekamen, war nur ein Bursche“, erinnert sich Pichler.
Es ist Zeit für mehr männliches Zeitschenken. Noch haben Interessenten Gelegenheit, ihren Namen auf die Liste zu setzen – und damit vielleicht für mehr Balance zu sorgen. Der Einsatz ist gratis, aber niemals umsonst. Es ist ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden. Und ein Plus an Orientierung und sozialer Kompetenz nimmt man sowieso mit nach Hause.