Stiller Poet: Sonderausstellung über Ernst Herbeck im Museum Gugging
Maria Gugging (APA) - Das Museum Gugging in Klosterneuburg präsentiert in einer neuen Sonderausstellung das Werk von Ernst Herbeck (1920-199...
Maria Gugging (APA) - Das Museum Gugging in Klosterneuburg präsentiert in einer neuen Sonderausstellung das Werk von Ernst Herbeck (1920-1991), dem stillen Poeten unter den Gugginger Künstlern. Kuratiert wurde die Schau von Gisela Steinlechner, gestaltet von Peter Karlhuber. „ernst herbeck.! eine leise sprache ist mir lieber“ ist bis zum 22. Mai 2016 zu sehen.
„Es schreibt hier einer, dem es die Sprache gründlich verschlagen hat, der sich eine neue, andere Art des Sprechens buchstäblich und trickreich erfinden und erkämpfen musste“, so Steinlechner in einer Aussendung. In der am Mittwoch eröffneten Schau werden die verschiedenen Kapitel der Lebensgeschichte des langjährigen Psychiatriepatienten, dessen poetisches Talent heute allgemein anerkannt ist, anhand teils noch nie gezeigter Originaldokumente, Bilder, Film- und Tonaufnahmen aufgeschlagen.
Beleuchtet werden Kindheit, Krieg und die Jahrzehnte in der Psychiatrie ebenso wie die Resonanzen auf seine Bücher und Texte. Man erfährt über Herbecks Verbundenheit mit der „Thierenschaft“ und der Natur, seinen empathischen Blick für die kleinsten Dinge sowie seine lakonischen Betrachtungen über Leben und Tod, über das Warten und auch über „das Lieben“.
„Ich bin geboren am 4. Juni 1920 zu Stockerau und erlernte gar nichts. weil ich es nicht aushielt. Dann trat ich zur Firma Vogel ein. und erlernte die Maschinschreibkunst.“ Diesen Kürzestlebenslauf verfasste Ernst Herbeck 1975, als er bereits seit 30 Jahren in der NÖ Landeskrankenanstalt in Gugging - heute Campus des Institute of Science and Technology - lebte. Er wurde mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte geboren, weshalb er nur undeutlich sprechen konnte. „Nicht jeder Mensch hat einen Mund / mancher Mund ist disqualifiziert / oder operiert. So wie bei mir“, schrieb er Jahrzehnte später in einem Gedicht.
Neben Original-Autografen - der Großteil befindet sich in der Handschriftensammlung der Nationalbibliothek - ist erstmals auch eine größere Auswahl seiner Zeichnungen zu sehen, darunter frühe Arbeiten, als der Autor wie viele andere Patienten von Leo Navratil zu Test-Zeichnungen angehalten wurde. Die kunsttherapeutische Arbeit des 2006 verstorbenen Psychiaters ließ Werke entstehen, die heute als Teil der Art Brut anerkannt sind.
Ernst Herbeck schrieb Zeit seines Lebens nur auf Aufforderung des Arztes, der ihm auch die jeweiligen Titel als Anregung vorgab und die Texte aufbewahrte. Von 1960 bis zu Herbecks Tod im Jahr 1991 entstanden an die 1.700 Notate, anfangs auf postkartengroßen Kartons, später meist auf Blättern im A4-Format. 1966 publizierte Navratil erstmals eine Auswahl von 83 Texten Ernst Herbecks unter dem Pseudonym Alexander in dem Band Schizophrenie und Sprache, damals noch als Fallbeispiele eines psychopathologischen Schreibens.
Herbecks Fotoalben stammen aus seinem letzten Lebensjahrzehnt im „Haus der Künstler“. Sie zeigen die Landschaft vor dem Fenster, Mitbewohner wie Oswald Tschirtner, August Walla und Johann Hauser, gemeinsame Ausflüge und Geselligkeiten, oder die Kaffeejausen mit Besuchern, bei denen Herbeck manchmal aus seinen Büchern vorgelesen hat.
(S E R V I C E - Museum Gugging, Am Campus 2: Sonderausstellung „ernst herbeck.! eine leise sprache ist mir lieber“, bis 22. Mai 2016 (täglich außer montags), Tel. 02243/870 87, www.gugging.org)