Josef Pühringer - Ein LH nutzt sein offen gelassenes Hintertürchen
Linz (APA) - Einerseits ein eingefleischter Großkoalitionär, andererseits der erste LH, der Schwarz-Grün gewagt hat - das war einmal, nun is...
Linz (APA) - Einerseits ein eingefleischter Großkoalitionär, andererseits der erste LH, der Schwarz-Grün gewagt hat - das war einmal, nun ist Josef Pühringer der einzige ÖVP-Landeschef, der mit den Blauen koaliert. Im Wahlkampf hatte er keine Ambitionen dafür erkennen lassen. Jetzt nutzte er aber das kleine Hintertürchen, das er sich immer offen gehalten hatte, indem er die Variante nie dezidiert ausschloss.
Nach 20 Jahren als ÖVP-Landeschef und Landeshauptmann hat Josef Pühringer die ÖVP bei der Landtagswahl am 27. September zu ihrem historischen Tiefststand (36,37 Prozent/minus 10,39) geführt. Die ÖVP hat zwar den ersten Platz gehalten, die Mehrheit für die zwölf Jahre währende schwarz-grüne Zusammenarbeit war wegen der schwarzen Verluste aber verloren. Pühringer, der sich als Opfer der Flüchtlingskrise sieht, trat am Wahlabend gezeichnet vor die Kameras.
Dabei schien seine Welt wenige Monate zuvor noch völlig in Ordnung: Projekte wie das Linzer Musiktheater, die Medizin-Fakultät oder der Linzer Westring waren in der abgelaufenen Legislaturperiode in trockene Tücher gebracht worden. Den 65-Jährigen zog es, ausgestattet mit guten Beliebtheits- und Vertrauenswerten, statt in die Pension noch einmal in die Wahlschlacht.
Als die Flüchtlingswelle Sachthemen fortspülte und die ÖVP in Umfragen immer weiter absacken ließ, während die FPÖ beständig zulegte, reagierte Pühringer mit ungewohnt heftigen Angriffen auf die Blauen und begann rechte Ausritte öffentlich anzuprangern. Umso überraschender scheint es vielen, dass er nun mit den Blauen koaliert.
In der Bundespartei wurde Pühringer bisher großes Gewicht nachgesagt: So führte er nach den Nationalratswahlen 2013 in den Koalitionsverhandlungen die entscheidende Arbeitsgruppe Finanzen an. Anders als der Sozialdemokrat Hans Niessl, der für Rot-Blau im Burgenland innerparteilich gescholten wurde, erhielt Pühringer in der Endphase der Koalitionsverhandlungen sogar von Bundesparteichef Reinhold Mitterlehner persönlich Grünes Licht für einen Pakt mit den Blauen.
Der 1,69 Meter große LH („Ich bin eben ein glaubwürdiger Vertreter der kleinen Leute“) wurde am 30. Oktober 1949 in Traun (Bezirk Linz-Land) geboren. Er ist für seine unkomplizierte Art bekannt, selbst beschreibt er sich als zielstrebig, teamfähig, aber auch ungeduldig - mache nennen ihn cholerisch. Der von einem katholischen Elternhaus geprägte Pühringer ist verheiratet und hat drei Kinder.
Als er nach 16 Jahren im Landtag und acht Jahren als Landesrat im März 1995 Josef Ratzenböck als LH beerbte, hielten viele die Fußstapfen des Vorgängers für zu groß. Doch er trat aus dem Schatten des Landesvaters heraus und legte seine neue Rolle als die eines Landesmanagers an, der des Arbeitens nie müde zu werden scheint. Tatsächlich, so sagt der Jurist, würden sich seine Batterien sehr schnell wieder aufladen - etwa durch Kuren in Bad Ischl, Familienurlaub am Mondsee, laufen oder saunieren.
~ WEB http://www.oevp.at ~ APA163 2015-10-22/10:46