Land bläst Zeltlager Pinswang ab
Flüchtlinge Eine Bürgerinitiative wollte das geplante 200-Mann-Flüchtlingszelt bekämpfen. Am Donnerstag zog das Land Tirol die Notbremse.
Von Helmut Mittermayr
Pinswang –Ein Tag heller Aufregung in Pinswang. Dann ruderte das Land Tirol zurück. Von einem 200-Mann-Durchgangszelt wird Abstand genommen, teilte Florian Kurzthaler, Vorstand der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, am späten Nachmittag mit: „Die Verantwortlichen haben bauliche und sonstige Bedenken geäußert, weshalb im Einvernehmen mit der Gemeinde festgelegt worden ist, keine derartige vorübergehende Zeltunterkunft in Pinswang vorzusehen.“
Bei Bürgermeister Karl Wechselberger war ab Donnerstag Früh die Hölle los, als die Pinswanger Bevölkerung realisierte, dass ein Winterzelt für Flüchtlinge in ihrer 411-Seelen-Gemeinde errichtet werden soll (die TT berichtete). Landesrätin Christine Baur hatte am Vortag das Wort „Pinswang“ in den Mund genommen, bevor noch Gemeindeführung oder Bürger offiziell informiert worden wären. Baur: „Das tut mir wirklich leid, ändert aber nichts an der Tatsache, dass Durchgangslager an Grenzen notwendig sein werden.“ Niemand solle sich fürchten. Die Erfahrungen mit Kufstein seien gut, die wenigen Flüchtlinge oft nur für Stunden dort. Baur hoffte, das Zelt – an der Weißhausstraße, Nähe Tankstelle/Schotterwerk Beirer, rund einen Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – verwirklichen zu können.
Nach einer Sitzung am Donnerstag im Pinswanger Gemeindeamt mit Land, Bezirkshauptmannschaft Reutte, Rotem Kreuz, Polizei und den Bürgermeistern von Musau, Vils und Pinswang winkte BM Wechselberger ab – aus klimatischen Gründen: „Der Standort für ein Zelt ist völlig ungeeignet. Dort ist es im Winter schattig und extrem kalt. Hier können sich doch keine Flüchtlinge aufhalten.“ Er hatte noch in der Nacht die Gemeinderäte informiert. Wechselberger war wichtig, dass die Sitzung mit den Behörden kurzfristig anberaumt und für ihn die Tragweite aufgrund seines Vorwissens nicht absehbar gewesen sei.
Schon am Vormittag hatte es erste Kritik verärgerter Bauern gegeben. Sie waren mit Gummistiefeln und Stallgewand zum Gemeindeamt gekommen. Am Nachmittag wiederholte sich der Protest mit neuen Gesichtern. Sorge um persönliche Sicherheit, Wertverlust, „Drüberfahren“ und mehr war zu hören. Sprecher GR Richard Wörle, seines Zeichens auch Bauernbundchef im Außerfern, kündigte eine Unterschriftensammlung an: „Auch wenn es nichts helfen sollte. Wir nehmen das nicht einfach so hin.“