Nach OÖ-Wahl - Doris Hummer als Opfer männlicher Bünderechnung
Linz (APA) - Die Netzwerke der Frauen erweisen sich oft noch nicht als so tragfähig wie jene der Männer. Das hat die Abwahl von Doris Hummer...
Linz (APA) - Die Netzwerke der Frauen erweisen sich oft noch nicht als so tragfähig wie jene der Männer. Das hat die Abwahl von Doris Hummer (ÖVP) als oö. Landesrätin gezeigt. Seit die mittlerweile verstorbene Barbara Prammer (SPÖ) 1995 als erste Frau in die oö. Landesregierung einzog, war immer zumindest ein weibliches Regierungsmitglied mit an Bord. Zuletzt waren es mit Hummer und Gertraud Jahn (SPÖ) zwei.
Weil die ÖVP einen Regierungssitz verloren hat, kam es am Mittwoch im Landesparteivorstand zu eine Kampfabstimmung zwischen Hummer, Michael Strugl (beide Wirtschaftsbund) und Max Hiegelsberger (Bauernbund). Da Strugl als Verbindungsmann zu den Blauen gilt und daher die besseren Karten hatte, dürfte Hummer der Bünderechnung zum Opfer gefallen sein. Diese wog offenbar mehr als eine Ausgeglichenheit der Geschlechter. Mit Hummers Abgang werden auch die Frauenagenden frei, über die in den Koalitionsverhandlungen nicht groß gesprochen worden sein soll.
Die FPÖ, die zwei Sitze dazubekommen hat, trat gleich von vorneherein mit einer reinen Männerriege an. Noch vor den Koalitionsverhandlungen wurden Parteichef Manfred Haimbuchner und Klubobmann Günther Steinkellner (war 2003 sieben Monate Frauenlandesrat) sowie Elmar Podgorschek bestimmt. Haimbuchner und Steinkellner gehören der gleichen Verbindung - dem Corps Alemannia Wien zu Linz - an. Podgorschek ist laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands bei der zum rechten Flügel des Verbindungswesens gezählten Akademischen Grenzlandmannschaft Cimbria zu Wien und der Germania Ried.
Bünde und Verbindungen sind zwar in der SPÖ weniger verbreitet, dennoch schicken auch die Sozialdemokraten einen Mann in die Landesregierung. Die SPÖ stellte bisher ein männliches (LHStv.) und ein weibliches (Landesrätin) Regierungsmitglied, hat nun aber einen Sitz verloren. Damit muss Soziallandesrätin Gertraud Jahn gehen, Parteichef Reinhold Entholzer bekommt den letzten verbliebenen Regierungssitz, beschloss der Parteivorstand.
Ärger mit der Frauenquote kennt man bei der SPÖ: Vor gut einem Jahr war die damalige SPÖ-Landesfrauenchefin Sonja Ablinger zurückgetreten, weil das Mandat von Barbara Prammer nach deren Tod mit einem Mann besetzt wurde. Monatelang befassten sich die Schiedsgerichte mit der Quote, Prammers Mandat ist nach wie vor in männlichen Händen. Ablingers Nachfolgerin Sabine Promberger verwies allerdings darauf, dass die SPÖ in OÖ mit Gerda Weichsler-Hauer zumindest eine Frau ins Landtagspräsidium schickt und, dass der männliche Klubvorsitzende (Christian Makor) zwei weibliche Stellvertreterinnen (Promberger und Gisela Peutlberger-Naderer) habe. Promberger fordert eine verpflichtenden Geschlechterquote für politische Entscheidungsorgane.
Die Grünen sind zwar generell Musterschüler in Sachen Quote, da sie ebenfalls nur einen Regierungssitz haben, ist auch dieser von einem Mann besetzt. Allerdings ist Rudi Anschober seit Jahren das Zugpferd der Landespartei. Die Parteiführung ist bei den Landesgrünen aber weiblich - in Oberösterreich ein Alleinstellungsmerkmal.