28. Wien Modern: Losek lässt es zum Abschluss noch mal poppen

Wien (APA) - Poppig geht mit der heurigen 28. Festivalausgabe die Ära von Matthias Losek als künstlerischer Leiter von Wien Modern zu Ende. ...

Wien (APA) - Poppig geht mit der heurigen 28. Festivalausgabe die Ära von Matthias Losek als künstlerischer Leiter von Wien Modern zu Ende. Mit den am 5. November starteten Festspielen beschließt der scheidende Leiter seine vor zwei Jahren begonnen Trilogie zu den Verbindungen von Pop und zeitgenössischer Musik. Konsequenterweise lautet das am Donnerstag präsentierte Motto heuer „Pop.Song.Voice.“

„Aber nein, es ist kein Popfestival“, eilte sich Losek indes sogleich, keine falschen Erwartungshaltungen zu wecken. So kommt auch heuer wieder die klassische Moderne zu ihrem Recht, wenn gleich beim Eröffnungskonzert Jahresjubilar Pierre Boulez vom RSO unter Cornelius Meister mit der Aufführung seines Sopranstücks „Pli selon pli“ gewürdigt wird. Zu den großen Orchesterkonzerten des Festivals zählen auch die Wiener Symphoniker unter Erik Nielsen, die HK Grubers „into the open ...“ und Johannes Maria Stauds „Zimt. Ein Diptychon für Bruno Schulz“ am 15. November ins Konzerthaus bringen. Das RSO ist dort wiederum unter Sylvain Cambreling mit Werken von Mark Andre („... jij ... 1“), Rebecca Saunders („Still“) und Isabel Mundry („Non-Places“) am 19. zu hören.

Zu den weiteren Festivalhöhepunkten, allerdings schon mehr aus dem Pop-Schnittmengenthema, gehört die Uraufführung von Olga Neuwirths kompletter „Hommage a Klaus Nomi“ am 9. November im Musikverein, wobei wie schon beim Vorgeschmack zur Festivalausgabe 2012 Countertenor Andrew Watts mit von der Partie ist. Ergänzt wird der Abend durch Gerhard E. Winklers „Anamorph II (Fake: a Suite)“.

Ansonsten bedienen auch dezidierte Vertreter des Avantgardepops das Programm, darunter Electric Indigo, die gemeinsam mit Jorge Sanchez-Chiong und Pia Palme am 26. November im Konzerthaus den Abend „No. 1: A Phenomenology of Pop“ bestreiten wird. Auch im weiteren Festivalverlauf wird die Elektropionierin Electric Indigo alias Susanne Kirchmayr eine größere Rolle spielen, zeichnet sie doch für den heurigen Klingelton (http://go.apa.at/ODEJ3kjc) verantwortlich und wird überdies die Eröffnungsrede halten. „Seit 25 Jahren versuche ich mich eigentlich von der Popmusik abzugrenzen, weil ich sie im Sinne der Moderne als Kommerzmusik verachte“, sinnierte Kirchmayr am Donnerstag. Die Verbindungen auszuloten, sei aber doch interessant.

Im szenischen Bereich wird es im Rabenhof eine Uraufführung geben, die von Manuela Kerer und Arturo Fuentes gemeinsam komponiert wurde und auf einem Libretto von Dimitre Dinevs beruht. „Whatever Works“ thematisiert die Katastrophenhilfe als Karriereschub für Politiker und endet mit dem letzten Chorsatz „Wir helfen sehr gern, wenn die Flüchtlinge bleiben uns fern.“ Im Tanzquartier hingegen wird „Moving Architecture“ von Bernhard Lang und Silke Grabingers Monadology XVIII aufgeführt, während im Dschungel für Jugendliche die Uraufführung „Robinson“ von Hannes Löschel begangen wird.

Der heurige Gewinner des Erste-Bank-Kompositionspreises ist der Steirer Peter Jakober. Er hat mit „Substantie“ ein Werk für zehn Musiker, darunter vier Holzbläser und ein Beckenspieler, geschaffen, die in drei zunächst unabhängigen Schichten spielen, die sich letztlich doch miteinander verbinden. Das Stück wird am 13. November im Konzerthaus vom Klangforum uraufgeführt und bei Kairos auf CD erscheinen.

Und natürlich gibt es wieder die Studionächte im Elektro Gönner und die große Abschlussparty im WUK am 28. November. Insgesamt bespielt man zur 28. Ausgabe 17 Spielorte - neben den traditionellen Häusern etwa die Brotfabrik, das Fluc oder das Semperdepot. Und für die Zeit abseits der Veranstaltungen mutiert das Cafe Heumarkt hinter dem Konzerthaus zum „offiziellen Wohnzimmer“ des Festivals.

„Krachen lassen - das liegt gar nicht in meinem Charakter“, betonte Losek, dass auch bei seiner letzten Festivalausgabe die seriöse Arbeit im Vordergrund stehe - die auf große Zustimmung beim Wien-Modern-Vorstand, repräsentiert durch Musikvereinschef Thomas Angyan und Konzerthausleiter Matthias Naske, stößt. So bleibe jetzt schon zu konstatieren: „Die vergangenen sechs, sieben Jahre sind nicht spurlos an Dir vorüber gegangen. Und Du gehst nicht spurlos an Wien Modern vorbei“, so Naske in Richtung Losek, der künftig Operndirektor der Stiftung Haydn Orchester von Bozen und Trient wird.

(S E R V I C E - http://wienmodern.at/)