Menschenleere Orte der Migration: „Postcards from Europe“ in Wien

Wien (APA) - Einen anderen Blick auf das Thema Flucht fern der medialen Bildsprache bietet ab heute, Donnerstag, die Ausstellung „Postcards from Europe 10/15“ der deutschen Künstlerin Eva Leitolf im Kunst Haus Wien. Seit 2006 dokumentiert die Fotografin in Bild und Text „jene Orte, an denen sich das Thema Migration in konkreten Konflikten auf individueller Ebene manifestiert“, wie es in der Ankündigung heißt.

In der Galerie des Hauses ist ihre Serie als „offenes Archiv angelegt, das nicht nur zahllose Fälle von Gewalt aufzeigt, sondern die Fotografie auch ins Zentrum eines Diskurses über die mediale Konstruktion von Gesellschaft stellt“. Ihre Arbeit führt Leitolf an die Grenzen der Europäischen Union - nach Spanien und Marokko, Süditalien, Ungarn, in die Hafenstädte Dover und Calais sowie nach Deutschland und Österreich.

Der große Unterschied zu den Fotos, die derzeit in allen Zeitungen zu sehen sind, zeigt sich schon auf den ersten Blick: „Zwar bildet die Künstlerin fotografisch jene Orte ab, an denen sich Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalttaten ereignet haben, doch zeigen Eva Leitolfs Fotografien diese Orte menschenleer und teilweise sogar frei von jeglicher Zivilisation.“

Begleitet werden die Bilder von nüchternen Texten, die den konkreten Tatbestand schildern. So werde erst im Zuge des Lesens deutlich, weshalb der fotografierte Ort überhaupt bildwürdig wurde. „Leitolf verweigert sich konsequent dem Schock, den Bilder von Gewalt auslösen können, und verfolgt stattdessen eine Fotografie, die den medialen Regeln entkommt“, heißt es dazu.

Die Serie „Postcards from Europe“ wurde mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet und war bereits an mehreren Orten zu sehen, zuletzt etwa in der Hamburger Kunsthalle. In Wien kann sie bis zum 31. Jänner besucht werden.

(S E R V I C E - Eva Leitolf: „Postcards from Europe 10/15“ in der Galerie des Kunst Haus Wien. 22. Oktober bis 31. Jänner 2016. Infos unter www.evaleitolf.de, www.kunsthauswien.com)