Exklusiv

Innsbrucker Kardiologie: Warten auf einen Befund

© www.muehlanger.at

Während der Betriebsrat der Landesärzte die sofortige Suspendierung des Chefs der Kardiologie fordert, hält das der Betriebsrat der Bundesärzte für weit übertrieben.

Von Anita Heubacher

Innsbruck –„Die Ergebnisse sind katastrophal“, meint Gerhard Hödl, Zentralbetriebsrat der tirol kliniken. Drei Viertel der Landesärzte an der Kardiologie hätten sich massiv über den Leiter der Kardiologie, Wolfgang-Michael Franz, beschwert. Ein Viertel sei mit dem Chef zufrieden. Aus der Pflege gebe es wenig Rückmeldungen und wenn, dann nur „unauffällige“. Der Rücklauf der Befragung läge deshalb bei 30 Prozent. Das sei gering, aber dennoch aussagekräftig, weil die Ärzteschaft sich so massiv beklagt habe und stärker betroffen sei. An der Kardiologie sind insgesamt 15 Oberärzte tätig.

Die Oberärzte waren es auch, die sich bereits vor gut einem Jahr bei den tirol kliniken und bei der Medizin-Universität über die Arbeitsbedingungen an der Kardiologie beschwerten und auch die Patientenversorgung in Gefahr sahen. Land, Med-Uni und Franz setzten im Juli eine Expertenkommission zur Klärung der Vorwürfe ein. Diese hat noch kein Ergebnis geliefert.

„Das Tempo regt mich auf“, sagt Hödl. „Die Patientenversorgung hat schon lange nicht mehr die Qualität wie früher, die Mitarbeiter leiden unter ihrem Chef.“ Das Land möge sofort handeln und Franz als Chef der Kardiologie suspendieren. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (VP) solle einen Primararzt des Landes einsetzen.

Primarärzte bestellt die Medizin-Universität. Franz ist deren Mitarbeiter. „Der Med-Uni ist ihr Netzwerk wichtiger als die Patientenversorgung und die Mitarbeiter“, wettert Hödl.

Weder die Medizin-Uni noch die tirol kliniken noch Gesundheitslandesrat Tilg wollten gestern zu Hödls Vorstoß etwas sagen oder handeln. Alle verweisen auf die Expertenkommission. Wann diese Ergebnisse liefert, ist offen. Geprüft wird allerdings nicht, ob Franz Patienten falsch behandelt, sondern ob er sie falsch abgerechnet hat. Auch die Mitarbeiterführung steht auf dem Prüfstand.

Letztere sieht der Betriebsrat des wissenschaftlichen Personals, Martin Tiefenthaler, am ehesten als Angriffsfläche. „Mangelnden Führungsstil gibt es allerdings nicht nur bei den Primarärzten, sondern auch bei der Verwaltung der tirol kliniken“, meint er. Tiefenthaler verweist auch darauf, dass die Bundesärzte nicht an der Umfrage teilgenommen hätten. „Der Rücklauf zur Befragung ist bescheiden.“ Die Stimmung unter den Bundesärzten sei „gemischt“. „Einige können gut mit ihrem Chef, manche weniger.“ Manche würden ihren alten Chef und dessen Methoden vermissen. Franz’ Vorgänger an der Kardiologie war Otmar Pachinger.

Für die Medizin-Uni stehen Forschung und Lehre im Mittelpunkt. Bei Franz’ Bestellung seien jedoch auch seine klinischen Fähigkeiten überprüft worden. Die Spitalsführung habe dem Klinikchef Ziele vorgegeben. „Er hat die Zahl der Herzkatheteruntersuchungen gesteigert und damit ein Ziel erreicht.“ Die Kardiologie stehe wirtschaftlich gut da. „Diese Zielvorgaben sind ohnehin zu hinterfragen“, meint Tiefenthaler. Er sieht in Franz „einen Chef, der sagt, wenn es so nicht geht“. Er sei für die Spitalsleitung unbequem. Franz hatte mehr Personal für die Kardiologie gefordert.

Landesrat Tilg hatte im Juni in einem TT-Interview erklärt, er könne sich vorstellen, Landesprimariate einzuführen. Diese Primarärzte würden dann auch die Patienten versorgen und abrechnen, die Abteilungschefs des Bundes forschen und lehren.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302