APA Medien News: Presseförderung, Roboterjournalismus, TV-Konsum

München (APA/dpa) - xxx...

München (APA/dpa) - xxx

Presseförderung: Gegen staatliche Hilfen für Tageszeitungen hat sich der Vorsitzende des Verbandes Bayerischer Zeitungsverleger, Andreas Scherer, ausgesprochen. „Wir kommen alleine klar“, sagte Scherer bei den Medientagen München. „Ein freier Journalismus gedeiht dann am besten, wenn die politischen Einflusskräfte möglichst weit entfernt sind von der Redaktion.“ Um auch in Zukunft Qualitätsjournalismus finanzieren zu können, seien allerdings positive Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb erforderlich. Dies betreffe etwa Urheber- oder Leistungsschutzrecht. „Wir stehen so stark da wie noch nie“, sagte der Vorstandschef des Mittelbayerischen Verlags, Martin Wunnike. Das seit langem prophezeite Zeitungssterben gebe es nicht: „Ich bin seit 1992 bei der Zeitung. Seitdem sterbe ich.“ Die Referenten beim Publishing-Gipfel waren sich einig, dass die Online-Leser künftig stärker an der Finanzierung beteiligt werden müssen. „Die Menschen sind durchaus bereit, Geld für Journalismus zu bezahlen, auch die jungen Menschen“, sagte Ulrich Gathmann, Geschäftsführer der Nordwest Medien. Die Nutzer seien mit Qualität zu überzeugen, daher entwickle sich im Internet ein „Wettbewerb der Exzellenz“, meinte der Digitalchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Mathias Müller von Blumencron: „Ich glaube, dass wir eine wirkliche Qualitätsoffensive im Netz erleben werden.“ Zumal die großen US-Plattformen Facebook, Twitter, Instagram und Google zunehmend versuchten, sich auch mit Inhalten stärker als Medium zu entwickeln.

xxx

Roboterjournalismus: Roboterjournalismus ist in deutschen Medienhäusern keine Zukunftsmusik mehr. Bei den Münchner Medientagen berichteten Verlagsmanager und Chefredakteure über aktuellen Projekte. „Alle testen, was möglich ist“, sagte Saim Alkan, Geschäftsführer des auf Textprogramme spezialisierten Software-Anbieters Aexea. Programme verschiedener Anbieter könnten zum Beispiel Fußballergebnisse aus der Kreisliga in Tabellenform mit Informationen aus Datenbanken verknüpfen und daraus individuelle Texte erstellen, mit Augenmerk etwa auf dem Lieblingsspieler des Lesers. Die Maschinen schrieben Millionen Texte am Tag und könnten alles betexten, was in Datenbanken stehe - wenn Trainer Pep Guardiola allerdings die Hose reiße, dann seien sie überfordert, sagte Alkan. „Focus-online“-Chefredakteur Daniel Steil sagte: „Wir testen Robotertexte beim Portal Finanzen100.“ Die Technik könne helfen, Leser schnell über sich gerade anbahnende Veränderungen bei seinem Aktienportfolio oder auch beim Wetter in seiner Gegend zu informieren. Von Maschinen geschnittene und betextete Videos ließen sich teilweise nicht mehr von anderen unterscheiden. „Zeit-online“-Chefredakteur Jochen Wegner sagte: „Wenn kein Mensch mehr Börsenkurse in Worte fassen muss, ist das wunderbar.“ Das gebe Journalisten mehr Zeit für kreatives Arbeiten und ganz eigene „bockige Texte“ abseits der 08/15-Routine. Seine Redaktion nutze die Datenanalyse auch, um soziale Medien zu durchkämmen und Trends früh zu erkennen. Der Leiter der Unternehmensentwicklung der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, Johannes Rohde, sagte: „Roboterjournalismus gehört für uns dazu - wir experimentieren damit, vor allem im Sportbereich.“ Aber die Ergebnisse seien noch nicht sehr gut.

xxx

TV-Konsum: Der tägliche Fernsehkonsum wird nach Ansicht des Zukunftsforschers Andreas Steinle bis zum Jahre 2030 um rund 90 Minuten anwachsen. Das autonome Auto, das dem Menschen die komplette Fahrt einschließlich Steuerung abnimmt, werde dem Menschen erlauben, während seiner Bewegung von Start bis Ziel einen Film zu schauen oder vielleicht eine Serie, sagte er auf den Medientagen München. Steinle ist Geschäftsführer des Zukunftsinstituts Workshop. Abgeleitet hat er seine Prognose von der derzeitigen durchschnittlichen täglichen Autofahrdauer der Deutschen, die bei etwa eineinhalb Stunden liege. Steinle erwartet in komplett „smarten“ Autos - Apple will so ein Modell 2019 auf den Markt bringen - auch Touchscreens als Fensterscheiben. Sie sollen den Insassen erlauben, im Vorbeifahren durch simples Berühren Orte, Pflanzen, Landschaften oder Tiere zu erkennen. Auch für die heimische Umgebung rechnet der Forscher mit einem Mehrangebot an Bewegtbildern: So könne ein „smarter“ Küchentisch künftig Erklär-Filme zum entsprechenden Rezept abspielen. „Eine Herausforderung für die Produktionslandschaft“, nannte Steinle solch ein Szenario.

xxx

„Tagesschau“-Fiktion: Die ARD-“Tagesschau“ hat mit einer fiktiven Nachrichtensendung über den Kultfilm „Back to the Future“ eine Sympathiewelle im Internet ausgelöst. „Deshalb werden wir das jetzt aber nicht intensivieren und alle Nase lang so etwas machen“, sagte ARD-Chefredakteur Kai Gniffke bei den Medientagen München. „Wir sind gerade konfrontiert mit dem größten Candy-Storm, den wir bisher erzielt haben, mit einem Post von gestern zum Thema ‚Zurück in die Zukunft‘. Wir haben 60.000 Likes, zwölfeinhalb Millionen Menschen damit erreicht.“ Die Kommentare seien fast durchweg positiv, sagte Gniffke. Daraus könne man aber nicht den Schluss ziehen: „Wir machen jetzt nur noch Dinge nach dem Geschmack des Publikums.“ In dem Film reist Schauspieler Michael J. Fox als Marty McFly mit einer Zeitmaschine aus dem Jahr 1985 ins Jahr 2015 - am 21. Oktober wäre er angekommen. Die „Tagesschau“ hatte am Mittwoch mit einer ungewöhnlichen Sondersendung auf ihrer Facebook-Seite an das Datum erinnert. In gewohnt seriösem Nachrichtenton präsentierte Sprecherin Linda Zervakis fiktive Meldungen - etwa zu einem Geisterfahrer, der mit einem Sportwagen der Marke DeLorean im kalifornischen Hill Valley für Gesprächsstoff sorge.