Flüchtlinge in der Ägäis von Unbekannten ausgeraubt
Athen (APA/AFP) - Bewaffnete Täter haben nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation eine Reihe von Angriffen auf Bootsflüchtlinge in der ...
Athen (APA/AFP) - Bewaffnete Täter haben nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation eine Reihe von Angriffen auf Bootsflüchtlinge in der Ägäis unternommen. Wie Human Rights Watch (HRW) am Donnerstag unter Berufung auf Zeugen mitteilte, gab es in jüngster Zeit acht solche Vorfälle. Dabei hätten die Angreifer Boote auf dem Weg von der Türkei zu griechischen Inseln abgefangen und unbrauchbar gemacht.
Ein 17-jähriger Afghane namens Ali erzählte der Organisation, wie fünf Männer mit Schusswaffen mit ihrem Schnellboot am 9. Oktober das Schlauchboot rammten, in dem er sich befand. Die Angreifer brachten demnach den Bootsmotor an sich und brausten davon. Später hätten sie noch drei weitere Flüchtlingsboote angegriffen, bevor sie Richtung griechische Küste weggefahren seien.
HRW zufolge ereigneten sich die jüngsten Angriffe in der Nähe der Insel Lesbos. Die griechische Küstenwache ermittelte nach eigenen Angaben zu den Fällen, konnte aber keine Täter ausfindig machen.
Im August hatte die Küstenwache drei Männer wegen mutmaßlicher Raubüberfälle auf Bootsflüchtlinge festgenommen, die von der Türkei aus nach Griechenland übersetzten. Die drei Griechen im Alter zwischen 21 und 31 Jahren hatten sich als Beamte der Küstenwache verkleidet. Sie wurden auf der Insel Samos festgesetzt. Bei einer Durchsuchung von Wohnungen und Lagerräumen der Männer wurden 15.000 Euro in verschiedenen Währungen, fünf Bootsmotoren sowie ein Karton mit nasser, überwiegend von Kindern stammender Kleidung gefunden.
Aktivisten hatten zuvor bereits zahlreiche Berichte von Überfällen auf Flüchtlinge in der östlichen Ägäis erhalten. Flüchtlinge berichteten, sie seien von Männern angegriffen worden, die wie „Kommandotruppen“ gekleidet gewesen seien. Diese hätten ihnen auf der Suche nach Bargeld die Kleidung und sogar Unterwäsche vom Leib gerissen und mit den Bootsmotoren die Flucht ergriffen. Einige Flüchtlinge machten die griechische Küstenwache für die Überfälle verantwortlich.
Eine halbe Million Flüchtlinge sind seit Jahresbeginn in Griechenland eingetroffen, die meisten auf der Flucht vor dem Krieg in Syrien. Das griechische Innenministerium gab den zusätzlichen Finanzbedarf für die Registrierungslager auf den Ägäisinseln am Donnerstag mit 330 Millionen Euro an. Die EU-Grenzschutzbehörde Frontex habe zusätzliche 775 Grenzschützer angefordert. Doch bisher hätten nur sechs der 28 Mitgliedsstaaten insgesamt 48 Grenzschützer zugesagt.