Jihadismus - Zwei Mädchen in Salzburg vor Gericht 1
Salzburg (APA) - Zwei Mädchen müssen sich heute, Freitag, wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vor einem Salzburger Gerich...
Salzburg (APA) - Zwei Mädchen müssen sich heute, Freitag, wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vor einem Salzburger Gericht verantworten. Die 16-jährige Tschetschenin aus der Stadt Salzburg und die 18-jährige gebürtige Bosnierin aus Oberösterreich sollen sich laut Anklage als Ehegattinnen für IS-Kämpfer angeboten und die Fahrt in das Krisengebiet nach Syrien angetreten haben.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hatten sich die beiden beschuldigten Jugendlichen im Spätsommer 2014 über das Internet kennengelernt, als sie sich über den Islamischen Staat informierten. Beide hätten geplant, sich mit IS-Kämpfern zu vermählen, obwohl sie diese noch nicht gekannt hätten. Mitte Dezember soll die 16-Jährige tatsächlich einem Kämpfer tunesischer Herkunft über Skype das Jawort erteilt haben.
In der Folge sollen die beiden Angeklagten gemeinsam mit weiteren Internetbekanntschaften über eine „WhatsApp“- beziehungsweise „Telegram“-Gruppe ihre Reise nach Syrien geplant haben. Auf Empfehlung ihrer „Ehemänner“ legten sie laut Anklage am Reisetag ihre Schleier ab und kleideten sich westlich, um nicht als Muslima aufzufallen. Am 29. Dezember trafen sie im Zug nach Budapest erstmals persönlich aufeinander. Über Rumänien, Bulgarien und der Türkei wollten sie nach Syrien.
Im Zug von Budapest weiter nach Sofia war die Reise aber schon zu Ende. Am 30. Dezember wurden die zwei Jugendlichen von rumänischen Grenzbeamten kontrolliert und in der Folge wieder zurück nach Österreich geschickt. Die Salzburger Polizei hatte kurz zuvor eine Fahndung eingeleitet, nachdem die Familie der 16-Jährigen eine Abgängigkeitsanzeige erstattet hatte. Als sich im Laufe der Ermittlungen der Verdacht gegen die zwei Mädchen erhärtete, wurden beide am 10. Jänner in Oberösterreich bzw. Salzburg festgenommen. Eine U-Haft wurde durch „gelindere Mittel“ ersetzt.
In dem Prozess am Landesgericht Salzburg, den Richter Christian Ureutz leitet, sind jene zwei Mädchen als Zeuginnen geladen, die kürzlich in Graz verurteilt wurden. Sie wollten offenbar mit der 16-Jährigen und der damals noch 17-Jährigen nach Syrien reisen, verschoben die Reise aber ins Frühjahr. Bevor es dazu kam, nahm die Polizei sie im März fest. Die beiden in Graz wohnenden 16 und 17 Jahre alte Schülerinnen mit tschetschenischen Wurzeln sind am 21. September von einem Schöffensenat schuldig gesprochen worden. Sie wurden wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu 14 bzw. zwölf Monaten bedingter Haft verurteilt.
Karl Wampl, Verteidiger der 16-Jährigen, sagte im Vorfeld der Verhandlung heute zur APA, seine Mandantin werde sich nicht schuldig bekennen. Das Mädchen habe nicht gewusst, was sie tut, sie sei sich der Tragweite seines Handelns nicht bewusst gewesen. „Sie ist pubertär von zu Hause ausgerissen.“ Die Tschetschenin sei im Internet gemobbt worden, deshalb habe sie einfach weg wollen, so Wampl. Auch die 18-Jährige werde sich nicht schuldig bekennen, weil kein subjektiver Tatbestand vorliege, kündigte deren Anwalt Kurt Jelinek gegenüber der APA an. Auch er betonte, dass sich seine Mandantin der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst gewesen sei. Aus seiner Sicht liege ein Rücktritt vom Versuch vor, weil die junge Frau in Rumänien freiwillig aus dem Zug ausgestiegen sei.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren im Gericht wegen des Prozesses heute erhöht. Sämtliche Besucher wurden streng kontrolliert.