Mutter erstochen 2 - Verteidiger sprach von jahrelangem Psychoterror
Korneuburg/Strasshof (APA) - Verteidiger Marcus Januschke zufolge war sein Mandant jahrelangem Psychoterror seitens der Mutter ausgesetzt. E...
Korneuburg/Strasshof (APA) - Verteidiger Marcus Januschke zufolge war sein Mandant jahrelangem Psychoterror seitens der Mutter ausgesetzt. Es gebe viele Argumente dafür, dass die Tat aufgrund der traurigen Vorgeschichte kein Mord, sondern Totschlag gewesen sei, sagte der Anwalt in seinem Eröffnungsplädoyer zu den Geschworenen.
Von Natur aus habe ein Mensch eine besondere Bindung zu seiner Mutter. „Keiner tötet seine Mutter einfach so“, meinte Januschke. Es sei etwas Furchtbares passiert. Das Leben seines Mandanten, der zunächst bei den Großeltern aufgewachsen war, sei ab dem 13. Lebensjahr durch „totale Unterordnung“ geprägt gewesen. Bis zuletzt habe ihn die Mutter sogar an den Haaren gezogen - eine Frau, die unter schweren psychischen Problemen gelitten habe. Der Anwalt sprach von Wahnvorstellungen und Stimmungsschwankungen von aggressiv bis völlig lethargisch.
Die Frau, die eine Behandlung abgebrochen und Medikamente verweigert habe, habe ihren Buben - wie auch Zeugen bestätigen - völlig von der Umwelt abgekapselt, so Januschke: „Er war allein - ohne jegliche Hilfe.“
„Es war ein ganz normaler Tag.“ Ruhig wirkend und in gepflegtem Deutsch schilderte der gescheiterte Student den Tagesablauf vor der Eskalation. Man habe gefrühstückt, dann sei jeder in sein Zimmer gegangen. Am späten Abend aber kam es wegen seiner geplanten USA-Reise zu einem „massiven“ Streit, der sich eine Stunde lang hin und durch die gesamte Wohnung zog. Seine Mutter habe ihn gepackt, in sein Zimmer gedrängt und angeschrien, er solle endlich aufwachen. Da sei alles aus ihm herausgebrochen, „die Schläge und Misshandlungen der letzten Jahre...“. Als sie sich hinsetzte, schlug er zu - und als sie zur Seite sank, griff er zum Messer.
Dann sei ihm bewusst geworden, was er getan hatte, sprach der Angeklagte davon, fassungslos gewesen zu sein. Eigentlich habe er dann nur gewartet, dass die Polizei kam, weil der Streit so laut gewesen war, dass Nachbarn etwas gemerkt haben müssten. Das war jedoch nicht der Fall. Er habe aber immer gedacht, „irgendwann wird man mich sowieso erwischen“. Ich wollte sie nicht einfach so liegen lassen“, begründete er seine Einkäufe und Putzaktion am folgenden Tag.
Er habe u.a. Washington und New York sehen wollen, erzählte er von seinen Reiseplänen, und auch, dass er Gelegenheitsjobs hatte. Die Mutter habe dauernd mit ihm geschimpft, ihn an den Haaren gezogen. Er habe sich aber vor der Tat „absolut nicht“ überlegt, sie zu töten, betonte der 23-Jährige auf Frage seines Anwalts.