Familiensynode in der Endphase - jedoch keine Einigung in Sicht

Vatikanstadt (APA) - Die Familiensynode im Vatikan ist in die Endphase getreten. Nach dreiwöchigen Beratungen bahnt sich immer noch keine ei...

Vatikanstadt (APA) - Die Familiensynode im Vatikan ist in die Endphase getreten. Nach dreiwöchigen Beratungen bahnt sich immer noch keine einheitliche Linie über die heikle Frage an, ob wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten zugelassen werden können. Über diesen Aspekt sind sich die Bischöfe der Welt auf der in Rom tagenden Familiensynode offenbar weiterhin uneins.

Die 270 Synodenväter nutzen diese letzen Stunden noch, um aus einer riesigen Anzahl von Änderungsanträgen den Schlussbericht der dreiwöchigen Beratungen zusammenzustellen. Die Zeit drängt. Der Schlussbericht muss den Synodenteilnehmern am Samstagvormittag präsentiert und am Nachmittag zur Abstimmung gestellt werden. Offen bleibt noch, ob der Papst diesen Text sofort oder doch erst später und nach gründlicher Überarbeitung veröffentlichen wird - oder vielleicht gar nicht. Inzwischen mehren sich die Stimmen von Synodalen, die mit der Präsentation im Rahmen eines Päpstlichen Schreibens rechnen - ohne dass man sich auf den früher üblichen Zeitrahmen von einem Jahr festlegen wollte.

Die Herausforderung, eine einheitliche Linie unter den verschiedenen Positionen der Synodenteilnehmer zu finden, ist groß. Denn trotz dreiwöchiger Beratungen sind die Fronten nach wie vor verhärtet. „Ich glaube ehrlich nicht, dass wir eine Lösung finden werden“, gab der Erzbischof von Bombay (Mumbai), Kardinal Oswald Gracias, offen zu. Während die deutschsprachige Gruppe, der auch der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn angehört, der Zulassung Wiederverheirateter zur Kommunion in Einzelfällen offen gegenübersteht, lehnen andere Gruppen diese Möglichkeit teils strikt ab.

„Die Debatten haben gezeigt, dass es hier keine einfachen und generellen Lösungen gibt“, heißt es im deutschen Bericht, in der der Papst aufgefordert wird, die katholische Ehelehre behutsam weiterzuentwickeln. Viele Beobachter vermuten daher, in dieser Frage könnte eine Zwischenlösung das Ergebnis sein. Ein möglicher Kompromiss wäre es, den Ortsbischöfen in Einzelfällen die Möglichkeiten zu geben, über die Zulassung der wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion zu entscheiden.

„Die Abstimmung über das Schlussdokument wird nicht darüber hinwegtäuschen können, dass es eine Spaltung unter den Synodenteilnehmern gibt. Die konservative Front insistiert, dass es keine Öffnung für die wiederverheirateten Geschiedenen geben kann, während die deutsche Sprachgruppe mehr Vermittlungsbereitschaft zeigt“, analysierte die römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ am Freitag.

Weniger angesprochen wurde dagegen das Thema der Homosexualität. Diesbezüglich könnte sich die Synode als Enttäuschung für Homosexuelle erweisen, die sich von der Kirche mehr Offenheit erwarten. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bestätigte, die Synode habe sich wenig mit Homosexuellen befasst.

Getrübt wurde die Bischofssynode diese Woche von einem Medienbericht, wonach bei Papst Franziskus ein gutartiger Hirntumor festgestellt worden sein soll. Der Vatikan wies den Bericht entschieden zurück. Viele Synodenteilnehmer fragen, wer wohl hinter der offenkundig falschen Information steckt und was derjenige damit bezweckt. Der argentinische Bischof Victor Manuel Fernandez, einer der engsten Vertrauten des Papstes, sprach von einer „Strategie der Apokalypse“ gegen Franziskus, um ihn zu verleumden. Das vatikanische Blatt „L‘Osservatore Romano“ sprach offen von einem „Manipulationsversuch“.