53. Viennale: Aktuelle Filme zur Flüchtlingsthematik

Wien (APA) - Nicht nur in den Eröffnungsreden der Viennale, auch im Programm der 53. Festivalausgabe findet sich die Flüchtlingsthematik wie...

Wien (APA) - Nicht nur in den Eröffnungsreden der Viennale, auch im Programm der 53. Festivalausgabe findet sich die Flüchtlingsthematik wieder. Neben historischen Beiträgen wie Charlie Chaplins „The Immigrant“ oder Elia Kazans Auswanderer-Epos „America America“ am „Internationalfeiertag“ im Gartenbaukino nehmen sich auch einige aktuelle Filme Flüchtenden und dem Umgang mit ihnen an. Folgend eine Auswahl:

„Last Shelter“ (Österreich 2015): Nach seiner Tierschützer-Doku „Der Prozess“ hat sich der Dokumentarfilmer Gerald Igor Hauzenberger erneut einem Kampf gegen systemisches Unrecht angenommen. Über zwei Jahre begleitete er jene pakistanischen und afghanischen Asylsuchenden, die nach ihrem „Protestmarsch“ vom Erstaufnahmezentrum Traiskirchen nach Wien Ende 2012 die Wiener Votivkirche besetzten. Hauzenberger gibt der hierzulande erstmaligen, selbst organisierten Refugee-Bewegung Gesichter und Geschichten und vermittelt die angespannte Lage in der von Kälte und Utopien gefüllten Kirche - nicht, ohne den Bogen ins Heute zu spannen und mit aktuellen Aufnahmen auf mittlerweile noch schlimmere Zustände in Traiskirchen hinzuweisen. Vor allem aber lenkt „Last Shelter“ inmitten der aktuellen Zuspitzung der Flüchtlingskrise das Augenmerk wieder auf jene, die bedroht sind, vergessen zu werden: Männer wie Shajahan, Numan oder Mustafa, die ohne Asyl und Arbeitserlaubnis seit Jahren in der Luft hängen. (24.10., 21 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus; 26.10., 18 Uhr, Gartenbaukino. Kinostart am 27. November)

„Hotline“ (Israel/Frankreich 2015): Streift Gerald Igor Hauzenberger in „Last Shelter“ die Aktivistengruppen im Kampf mit Asylsuchenden nur, rückt Regisseurin Silvina Landsmann sie in ihrem fünften Langfilm in den Fokus. „Hotline“ ist ihr Porträt über eine NGO, die sich in Tel Aviv um Flüchtlinge und Migranten kümmert. Ohne Kommentar und Interviews zeigt sie die Frauen, die im Einsatz für die Rechte von Menschen ohne Papiere auf fremdenfeindliche Stimmung und eine Gesetzgebung stoßen, die jeden illegalen Grenzübertritt als Verbrechen ahndet. Im Anschluss an die erste Vorführung von „Hotline“ diskutiert die Regisseurin das komplexe Thema im Viennale-Festivalzentrum mit dem Menschenrechtsexperten und Juristen Manfred Nowak. (24.10., 18 Uhr, Urania Kino; 25.10., 13 Uhr, Metro Kinokulturhaus, Eric Pleskow Saal. Gespräch „kontroversiell!“ am 24.10., 20.30 Uhr, Festivalzentrum, Dominikanerbastei 11. Kein Starttermin)

„Lampedusa im Winter“ (Österreich/Italien/Schweiz 2015): Der Wiener Regisseur Jakob Brossmann hat über drei Jahre das intime Porträt der Mittelmeerinsel Lampedusa erstellt, die zum Synonym für das Flüchtlingselend der nach Norden strebenden Menschen aus dem afrikanischen Raum geworden ist. Er zeigt das kleine Eiland zu einer Jahreszeit, in der die kleine Gemeinschaft der Bewohner weitgehend auf sich selbst gestellt ist und nur mehr wenige Flüchtlinge auf ihren Transport aufs Festland warten. Diese werden von den Bewohnern als menschliches Gegenüber behandelt, auch wenn sie selbst die Sorge plagt, dass die alte Versorgungsfähre der Insel in Flammen aufgegangen ist. An der grundsätzlichen Lage der Asylwerber können die nur 4.500 Anrainer jedoch nichts ändern. Die Regeln werden nicht von ihnen gemacht. (26.10., 20.30 Uhr, Gartenbaukino; 27.10., 15.30 Uhr, Urania Kino. Kinostart am 6. November)

„Dämonen und Wunder - Dheepan“ (Frankreich 2015): Mit seinem gesellschaftskritischen Film über Flüchtlinge in Europa hat der französische Regisseur Jacques Audiard bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme gewonnen. Hauptfigur Dheepan ist ein tamilischer Krieger aus Sri Lanka, der sich für seine Flucht gemeinsam mit einer jungen Frau und einem neunjährigen Mädchen als Familie ausgibt. Die Flucht nach Frankreich gelingt, bringt aber nicht die erhoffte Ruhe: In einem sozialschwachen Vorort von Paris geraten die Flüchtlinge immer mehr zwischen die Fronten rivalisierender Gangs - und werden, scheinbar fernab der übrigen Gesellschaft, damit allein gelassen. (29.10., 17.30 Uhr, Gartenbaukino; 31.10., 11 Uhr, Gartenbaukino. Kinostart am 11. Dezember)

(S E R V I C E - Festival von 22. Oktober bis 5. November. Thementag zu Flüchtlingen, „Internationalfeiertag“, am 26. Oktober im Gartenbaukino www.viennale.at)