Mutter erstochen 3 - Zeugen bestätigten psychische Probleme der Frau
Korneuburg/Strasshof (APA) - Dass das spätere Opfer psychische Probleme hatte und „schwierig“ war, wurde im Zeugenstand bestätigt. Die Schwe...
Korneuburg/Strasshof (APA) - Dass das spätere Opfer psychische Probleme hatte und „schwierig“ war, wurde im Zeugenstand bestätigt. Die Schwester sprach von Wahnvorstellungen der 43-Jährigen, die sich immer mehr zurückgezogen habe. Die Sorge der Familie habe dem Buben gegolten. Der Sohn habe allen leidgetan, sagte eine Frau und schilderte diverse Begebenheiten mit ihrer früheren Arbeitskollegin.
Gerichtsmediziner Wolfgang Denk berichtete von einer massiven Wunde am Hinterkopf und einer Vielzahl knapp nebeneinanderliegender Stichverletzungen unterschiedlicher Tiefe bis in den Brustkorb - rund 30 im Nacken und weitere am Hals des Opfers, davon eine an der Halsschlagader. Die Frau war verblutet. Auf der Körpervorderseite gab es keine Wunden, etwaige Abwehrverletzungen an den Händen waren aufgrund des Zustandes der drei Wochen nach der Tat gefundenen Leiche nicht mehr festzustellen. Die Verletzungen stehen im Einklang mit der Darstellung des Angeklagten.
Der IT-Sachverständige hatte auf dem Laptop aus der Internetsuche des Beschuldigten aus Tausenden rund 8.000 relevante Zugriffe herausgefiltert, wobei er einräumte, dass viele Begriffe in diversen Internetspielen vorkommen. Auffällig waren aber die Sucheingaben ab dem 21. August 2014, zwei Tage später sei vermehrt nach Identitätsveränderung nachgefragt worden, dann nach amerikanischen Messer-Herstellern, ab 27. August wollte der 23-Jährige über Flucht Bescheid wissen, weiters über Baumärkte. In der Folge suchte er nach Einreisebestimmungen in die USA, im September dann - als seine Mutter schon tot war - speziell über Atlanta sowie auch über Sehenswürdigkeiten.
Gerichtspsychiaterin Adelheid Kastner attestierte dem Angeklagten Zurechnungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt. Er sei weder geistig krank noch minder begabt. Wohl aber liege ein schizoide Persönlichkeitsstörung vor, das heißt, er tue sich emotional schwer, Beziehungen einzugehen, und beschäftigte sich hauptsächlich mit sich selbst. Nach seinen Schilderungen der jahrelangen problematischen Zweierbeziehung zu seiner Mutter sah Kastner bei der Frau alle Symptome einer schizophrenen Erkrankung: „Hier wuchs ein Kind mit einer psychisch kranken Mutter auf.“ Solche Kinder seien verängstigt, fühlen sich oft verantwortlich für den Zustand, die ständige Spannung löse mitunter Aggression aus. Warum er dann - erwachsen - nicht einfach gegangen sei, begründete die Psychiaterin mit dem Zustand der Ambivalenz, in dem er sich befand. Eine gefährliche Zukunftsprognose stellte sie dem Angeklagten im Hinblick auf die Frage nach einer Einweisung in eine Anstalt nicht aus.
Nach den Ausführungen der Sachverständigen ging es in die Mittagspause. Am Nachmittag sollten die Schlussplädoyers und die Urteilsberatung folgen.