Test

Da braut sich was zusammen

Seit 2008 produziert KTM den X-Bow, derzeit gibt es ihn in drei Varianten: Hier zu sehen ist der GT, der sich unter anderem durch die Windschutzscheibe vom R und vom RR unterscheidet.
© Höscheler

Das Fahrerlebnis, das der X-Bow von KTM mit seiner Optik und seiner technischen Ausstattung verspricht, muss sich der Pilot hart erarbeiten. Die einzigartigen Ausflüge sind aber alle Mühe wert.

Von Markus Höscheler

Gnadenwald –Müsste sich der X-Bow von KTM den recht harschen Kriterien des Euro-NCAP-Crashtests stellen, es wäre schlecht bestellt um die Kabrio-Limousine (Bezeichnung in der Zulassung) aus Oberösterreich. Mit Sicherheitseinrichtung spart das zweisitzige Sportgefährt, wo es geht, um nur ja kein Kilogramm zu viel in die Waagschale zu werfen und um das Fahrverhalten nicht zu verändern. Antiblockiersystem, elektronisches Stabilitätsprogramm? Diese Wünsche können Sie ans Christkind richten, nicht an KTM, wenn es um den X-Bow GT geht. Nur 847 kg schwer ist der 3,74 Meter lange Flitzer, dessen ungewöhnliches Karosseriedesign sich vor allem der Aerodynamik unterordnet. Seine Zerklüftung ergibt einen Sinn, denn die Konstrukteure wollen das Fahrzeug am Boden halten – selbst bei immenser Längs- und recht hoher Querbeschleunigung. In 4,1 Sekunden stürmt der Hecktriebler von null auf 100 km/h, angetrieben von einem Zweiliter-Turbobenziner, dessen vier Zylinder 285 Pferde zum Galoppieren anregen und ab 3200 Umdrehungen/Minute ein maximales Drehmoment von 420 Newtonmetern stemmen. Die Kraftentfaltung ist mitunter so enorm, dass bei aufgebrochenem Asphalt die Traktion leidet und das Heck zu schwänzeln beginnt.

Dann heißt es: Nerven bewahren, elektronische Helferlein gibt es bekanntlich nicht. Vertrauensbildende Maßnahmen sehen beim X-Bow anders aus, etwa in Form eines mechanischen Sperrdifferenzials an der Hinterachse, das ambitionierte Kurventempi unterstützt. Auch leistet sich das Fahrwerk keine unnützen Weichmacher, die Härte vermittelt Berechenbarkeit, hinterlässt allerdings Spuren: Wer länger mit dem X-Bow unterwegs ist, darf sich über Rücken- und Schulterschmerzen nicht wundern. Ähnliches gilt für einige über Gebühr beanspruchte Muskelpartien, die mit der schwergängigen Lenkung, dem Sechsgang-Handschalter und der widerstandsfähigen Pedalerie zu tun haben. Überhaupt ist Gelenkigkeit empfohlen, um überhaupt ein- und aussteigen zu können. Der Akt gleicht im ersten Fall einer geglückten Eroberung, im zweiten Fall einer geglückten Befreiung. Am besten funktionieren beide Manöver, wenn man zuvor das Lenkrad abmontiert hat. KTM scheint sich ins Lastenheft für seinen Flitzer notiert zu haben, dass nur derjenige befugt ist, in höhere Fahrgenussregionen zu gelangen, der sich den X-Bow Schritt für Schritt erarbeitet. Das kostet Zeit, natürlich auch Geld – die Einzigartigkeit des Fahrerlebnisses ist aber garantiert.

Die Technik

Motor: Vierzylinder-Turbobenziner

Hubraum: 1984 ccm

Drehmoment: 420 Nm bei 3200 U/min

Leistung: 210 kW/285 PS

L/B/H: 3738/1915/1202 mm

Gewicht: 847/1050 kg

Kofferraumvolumen: 0 l

Tankinhalt: 40 l

Höchstgeschwindigkeit: 231 km/h

0–100 km/h: 4,1 Sekunden

Verbrauch: 11,1 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Hinterradantrieb

Preis: ab 99.262 Euro

CO2-Emission: 189 g/km