Neue Verpackung für den Korea-Golf
Kia hat seinem kompakten Kombi-Bestseller cee’d sw nach drei Jahren eine Frischzellenkur verpasst. Die Änderungen am Blech fallen zwar sehr dezent aus, hinter der schicken Fassade hat sich aber einiges getan.
Von Lukas Letzner
Innsbruck – Was sich alles ändern kann, wenn man die richtigen Leute einkauft, das lässt sich am Beispiel von Kia eindrucksvoll zeigen. Designchef Peter Schreyer, der bis vor zehn Jahren noch das Erscheinungsbild diverser VW-Modelle verantwortete, sammelt die internationalen Designpreise mittlerweile für den koreanischen Automobilhersteller Kia ein. Die Zeiten nüchterner Optik sind längst vorbei, und auch wenn der einst so biedere Kia cee’d drei Jahre nach seiner Verwandlung zum sportlich-attraktiven Golf-Konkurrenten immer noch spitze aussieht, fand man, dass es wieder an der Zeit für ein bisschen frischen Wind war. Daher haben wir uns die Modellpflege für das kommende Jahr genauer angesehen.
Die optischen Änderungen, die unser neuer cee’d sw erfahren durfte, sind allerdings als homöopathisch zu bezeichnen. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man die etwas breiteren Frontstoßfänger mit den integrierten Nebelscheinwerfern, die überarbeitete Frontpartie mit neu gestalteten Scheinwerfern (inklusive integriertem Tagfahrlicht) und die neu gezeichneten LED-Rückleuchten am Heck des Koreaners.
Die Technik
Motor: Vierzylinder-Diesel
Hubraum: 1582 ccm
Drehmoment: 280 Nm bei 1500 U/min
Leistung: 100 kW/136 PS
L/B/H: 4310/1780/1470 mm
Gewicht: 1367/1940 kg
Kofferraumvolumen: 380 – 1225 l
Tankinhalt: 53 l
Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
0 – 100 km/h: 10,6 Sekunden
Verbrauch: 6,2 l/100 Kilometer
Kraftübertragung: Vorderradantrieb
Preis: 30.490 Euro
CO2-Emission: 109 g/km
Die Modifikationen im Innenraum unseres cee’d fallen ebenso dezent aus wie die am Gewand. Die ohnehin schon hochwertigen Materialien wurden um einige Chromelemente und ein bisschen Klavierlack ergänzt. Die Anordnung ist gewohnt übersichtlich und die wichtigsten Funktionen lassen sich über das im ersten Moment etwas überfrachtet anmutende Lenkrad steuern. Hat man sich an die vielen Schalter erst einmal gewöhnt, findet man das aber äußerst praktisch. Viel Energie floss in die Reduktion des Geräuschpegels. Speziell in dem von uns getesteten Diesel geht es dank verdoppeltem Dämmschaumanteil deutlich leiser zu. Ein echtes Highlight ist die überarbeitete Sieben-Zoll-Kartennavigation, die gegenüber dem Vorgänger deutlich leistungsfähiger wurde.
Die größten Änderungen des cee’d schlummern allerdings unter der Haube und werden durch einen sanften Druck auf den Startknopf zum Leben erweckt. In unserem Fall war das der beliebte 1,6-Liter-Turbodiesel. Ein neues Hochdruck-Einspritzsystem und die Verringerung der Reibungsverluste bescheren den Dieselkunden 8 PS zusätzlich (136 PS statt der bisherigen 128 PS). Zudem liegt das maximale Drehmoment nun schon ab 1500 Umdrehungen pro Minute (vorher 1900 U/min) an und konnte auf 280 Newtonmeter (bisher 265 Nm) gesteigert werden.
In die Praxis übersetzt heißt das, dass das koreanische Raumwunder einen durchaus überzeugenden Antritt hat. Den Sprint auf IG-L-Geschwindigkeit absolviert man im cee’d sw in ordentlichen 10,9 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 197 km/h. Beste Vorraussetzungen also für eine Spritztour über Land. Hier macht sich dann auch die Arbeit am Fahrwerk bezahlt. Das modifizierte hält jetzt auch die Stöße von tieferen Schlaglöchern von den Insassen fern. Die wichtigste Neuerung versteckt sich aber hinter dem Namen Torque Vectoring System: Es wirkt einem Untersteuern des Fahrzeugs entgegen, indem es das Vorderrad an der Innenseite der Kurve mit Hilfe der Bremse verlangsamt und dadurch das Drehmoment stärker auf das äußere Rad verlagert. Speziell auf nasser Fahrbahn untersteuert der kompakte Koreaner deutlich später und sollte man es doch übertrieben haben, so lässt er sich relativ problemlos wieder einfangen. Überzeugende Arbeit leistet auch das Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe in unserem cee’d sw. Die Gänge werden blitzschnell und fast ruckelfrei serviert. Lediglich beim Anfahren könnte das Getriebe etwas feiner arbeiten.
Beeindruckt waren wir von der Armada an Assistenzsystemen, die Kia dem cee’d spendiert hat. Neben einem Spurwechselassistenten mit Totwinkelwarner, einem Querverkehrwarner und der Verkehrszeichenerkennung hat uns der intelligente Parkassistent am meisten überzeugt. Das System steuerte den Kia cee’d schon bisher zuverlässig in parallel zur Fahrbahn liegende Parklücken – jetzt beherrscht es darüber hinaus das parallele Ausparken sowie das Einparken in quer zur Fahrbahn liegende Parklücken. Durch Ultraschallsensoren an Front, Heck und den Fahrzeugseiten erkennt SPAS passende Parklücken und übernimmt das Lenken, der Fahrer muss nur noch Gas geben, bremsen und schalten.
Zu haben ist der Kia cee’d sw übrigens ab 18.090 Euro. In der von uns gefahrenen Platin- Ausstattung übrigens muss man dann mindestens 25.990 Euro über den Ladentisch reichen. In Anbetracht des Gesamtpakets ist das ein wirklich überzeugendes Angebot.