Technik-Spezialist Feller: „An ein Ende habe ich nie gedacht“
Viele hatten Tirols Ski-Hoffnung Manuel Feller nach seinem Bandscheibenvorfall ein Karriereende angedichtet. Am Sonntag kehrt der 23-Jährige nach fast einem Jahr Pause in den Weltcup zurück.
Von Roman Stelzl
Innsbruck – Ein Skifahrer sei wie ein Schiff, sagt Manuel Feller. Je stärker der Rumpf ausgebildet sei, desto größer sei das Segel, das darauf Platz habe. „Umso mehr Kraft ich habe, umso stabiler bin ich. Und umso besser funktioniert es dann mit dem Skifahren.“ Der 23-jährige Fieberbrunner sitzt in einem Innsbrucker Café – und seine Geschichte vom Schiff und dem Segel ist mehr ein lange getragenes Wunschbild als eine Metapher.
Es ist die Spitze des Berges, die Feller in den vergangenen Monaten erklimmen musste. Denn an einen starken Rumpf, an eine Basis, war vor einigen Wochen gar nicht zu denken. Im November 2014 hatte Tirols Hoffnungsträger einen Bandscheibenvorfall erlitten. Von da an sollten Schmerzen sein Leben bestimmen, bis weit in das Frühjahr hinein. Viele Laien hatten dem Junioren-Weltmeister damals ein Karriereende angedichtet. Aber die Experten und Feller wussten: Es geht weiter. „Wenn du um drei Uhr Früh vor Schmerzen einen Sessel holen musst, um die Beine hochzulagern, dann ist das hart. Ich dachte oft daran, ob es nicht mehr wird, ob ich die ganze Zeit Schmerzen haben werde. Aber an ein Ende habe ich nie gedacht.“
Diese Verbissenheit hatte sich ausgezahlt: Nach monatelangem Pendeln zwischen Fieberbrunn und dem Training in Abtenau mit Marcel Hirschers Fitnesscoach Gernot Schweizer kam die Besserung. Heute, nach langer Arbeit, kann Feller fast schon mit staatstragender Leichtigkeit sagen: „Ich bin schmerzfrei.“ Und diesem Motto soll der Slalom-Spezialist (bestes Resultat: 8. in Kitzbühel 2014) am Sonntag in Sölden erste Taten folgen lassen.
Dabei schlüpft Feller nach dem Karriereende des Pitztalers Benni Raich gleich beim Weltcup-Riesentorlauf in seine neue Rolle: Ihm soll in Tirols dünnem Technikfeld die Zukunft gehören. Herren-Cheftrainer Andy Puelacher schwärmt von den Sommerleistungen, unter denen auch ein Riesentorlaufsieg Fellers in Neuseeland ist. In seiner Trainingsgruppe mit Christian Hirschbühl und Marco Schwarz ist er bereits der Leithammel. Jetzt soll alles passen, der durch das neue Training gestärkte Rumpf soll mehr Stabilität und Sicherheit auf den Skiern bringen. Doch vor allzu großen Erwartungen im Sinne Puelachers winkt Feller ab.
„Ich fühle mich fitter als in den Jahren zuvor. Ich glaube, dass ich körperlich besser drauf bin. Aber ich bin mit den Startnummern weiter hinten. Es wird seine Zeit brauchen, bis ich wieder vorne bin“, sagt der Hobby-Angler. Vorerst will er unter die „Top 30“, will sich nach fast einem Jahr Pause im Weltcup wieder zurechtfinden. Doch bei aller Zurückhaltung ist dennoch gewiss: Mit Raichs Abtritt droht die Technik-Debatte im Slalom auch auf den Riesentorlauf überzugreifen. Und der Name, der daran was ändern soll, lautet Manuel Feller. Sein Körper spielt mit, die Segel sind gesetzt mit Kursrichtung Erfolg.